Kommunikation gefragt

Raus aus der IT-Ecke

26.05.2011
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Das Ende des IT-Diktats

Martin Petry, CIO, Hilti
Martin Petry, CIO, Hilti
Foto: Joachim Wendler

Dass viele Anwender auch im Job ihre privaten Endgeräte nutzen wollen, ist in vielen IT-Abteilungen Gegenstand hitziger Diskussionen. Erlaubt wird es aber selten. Zu den wenigen Ausnahmen gehört der Bohrmaschinen- und Befestigungsspezialist Hilti. "Das Paradigma der unbeschränkten Kontrolle ist Vergangenheit", so das Credo des Hilti-CIOs Martin Petry.

Genau diese Kontrolle hatte der in Liechtenstein beheimatete Konzern jedoch angestrebt, als er Anfang des Jahrtausends begann, seine IT zu konsolidieren und zu zentralisieren. Ein zentral geführtes IT-Team, globale Prozesse und ein einheitliches SAP-System waren das Ergebnis. Doch die Fachbereiche wussten das offenbar nicht zu würdigen. In Umfragen äußerten sie Unzufriedenheit mit einer als wenig agil und innovativ wahrgenommenen IT.

Insbesondere klagten die Anwender über beschränkte Auswahlmöglichkeiten beim Equipment. "Wir sind wohl zu weit gegangen", räumt Petry rückblickend ein. Er habe die Macht der Cunsumerisation in der IT unterschätzt. Das vom Unternehmen angebotene "Corporate Smartphone" auf Windows-Mobile-Basis beispielsweise habe niemand haben wollen. Gefragt waren iPhones oder Android-Geräte.

Um bei den Anwendern wieder Begeisterung für die IT zu wecken, machten Petry und sein Team eine Kehrtwendung um 180 Grad. Sie wollen den Anwendern jetzt Applikationen zur Verfügung stellen, die sich mit unterschiedlichen Endgeräten nutzen lassen - mit dem Unternehmens-Equipment und mit privaten Laptops oder Smartphones. In Vietnam läuft seit vier Monaten ein Pilotversuch mit etwa 50 Anwendern. Die IT gibt Empfehlungen hinsichtlich der technischen Rahmenbedingungen, zum Beispiel des Prozessors, aber die Auswahl der Geräte überlässt sie den Mitarbeitern.

Allerdings hat die Sache einen Haken: "Bring your own Device" heißt bei Hilti auch "Service yourself". Das senkt die Support-Kosten. Unter dem Strich lasse sich mit dem Bring-your-own-Ansatz allerdings kein Geld sparen, so Petry. Denn die Gerätevielfalt am User-Frontend erfordere einen festen Kern, also einen gestiegenen Engineering-Aufwand. Dennoch führt aus Petrys Sicht kein Weg an der neuen IT-Demokratie vorbei: "Bring Your Own ist die Zukunft der Unternehmens-IT."