Die Folgen für die ITK-Industrie

Japan nach dem Erdbeben

16.03.2011
Von 
Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.

Katastrophen-Management bei Fujitsu und Sony

In vielen Konzernen wurden Teams für das Katastrophen-Management eingerichtet, bei Fujitsu beispielsweise sorgt President Masami Yamamoto im Headquarter persönlich dafür, die entstandenen Schäden zu ermitteln und den Betrieb weltweit aufrechtzuerhalten. Der Konzern musste sechs Werke schließen, vier davon im von der Nuklearkatastrophe betroffenen Bezirk Fukushima, zwei weitere in den Präfekturen Iwate und Miyagi.

Sony hat direkt nach dem Erdbeben zunächst sieben Werke vorübergehend geschlossen. Auch das Sony Corporation Sendai Technology Center in Tagajyo, Miyagi, musste seine Arbeit einstellen. Weitere Produktionsstätten wurden leicht beschädigt, Mitarbeiter sind nach gegenwärtigem Kenntnisstand nicht zu Schaden gekommen. In einer Fabrik hatten am vergangenen Wochenende Hunderte von Beschäftigten übernachtet, weil sie nicht nach Hause konnten oder ihre Häuser beschädigt waren.
Hitachi meldet Schäden an sechs Fertigungsstätten, insbesondere im Bezirk Ibaraki. Auch hier wird noch ermittelt, wie viele Personen betroffen sind.

Bei Canon sollen acht Werke beschädigt sein, offenbar ist aber die Bestandsaufnahme noch nicht völlig abgeschlossen. Nikon hat ersten Informationen zufolge vier Fabriken vorübergehend geschlossen. Das Unternehmen teilt mit, dass eine nicht näher bezifferte Anzahl an Mitarbeitern zu Schaden gekommen sei. NEC musste zwei Werke schließen, weil Strom- und Wasserversorgung nicht funktionieren. Zahlreiche weitere Fabriken unterschiedlicher Elektronikkonzerne und deren Zulieferern sind ebenfalls betroffen.

Außerhalb des Erdbebengebiets ist die durch den Ausfall der Atomkraftwerke um rund 27 Prozent eingeschränkte Stromversorgung ein zentrales Problem. Hintergrund ist, dass nicht nur die Kernkraftwerke, sondern auch einige Wasserkraftwerke und Wärmekraftanlagen außer Betrieb sind, teilte die Tokyo Electric Power Company mit.

Schon am vergangenen Wochenende waren Unternehmen in Japan aufgefordert worden, den Energiebedarf zu drosseln und beispielsweise bei der Beleuchtung oder dem Betrieb großflächiger Displays und Neonreklame zu sparen. Befürchtungen, dass japanische Fertigungsstätten die Weltmärkte nicht mehr beliefern könnten und eine Verknappung an Komponenten und Produkten zu erwarten sei, haben vor allem hier ihre Grundlage. Fujitsus Deutschland-Chef Rolf Schwirz sagte im Gespräch mit der COMPUTERWOCHE, der Konzern sei weltweit so aufgestellt, dass viele Produktionsaufgaben in andere Werke, nicht zuletzt auch nach Augsburg, verlagert werden könnten.