HP - ein Unternehmen auf dem Weg zu sich selbst

22.02.2006
Von 
Jan-Bernd Meyer betreute als leitender Redakteur Sonderpublikationen und -projekte der COMPUTERWOCHE. Auch für die im Auftrag der Deutschen Messe AG publizierten "CeBIT News" war Meyer zuständig. Inhaltlich betreute er darüber hinaus Hardware- und Green-IT- bzw. Nachhaltigkeitsthemen sowie alles was mit politischen Hintergründen in der ITK-Szene zu tun hat.

Personal Systems Group – den Umständen entsprechend sensationell

Die Personal Systems Group ist innerhalb des HP-Produktverbundes mittlerweile das umsatzstärkste Segment. Mit knapp 7,5 Milliarden Dollar im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres übertraf die PSG-Einheit die Druckersparte um rund 900 Millionen Dollar. Allerdings erzielt HP mit seinen Desktops, Notebooks, Workstations und Handhelds eine Gewinnmarge von nur knapp vier Prozent, die Imaging and Printing Group (IPG) hingegen von 14 Prozent.

Trotzdem sei die Entwicklung der PC-Division "beeindruckend", sagt Gartner. Dies gelte insbesondere vor dem Hintergrund der extrem schwierigen Wettbewerbssituation. Experton-Analyst Burau hat allerdings ein Problem ausgemacht, dass insbesondere für die PSG gelten dürfte: Zunehmend weitet HP seine Direktvertriebs-Aktivitäten im Internet aus. Das kann den Partnern im indirekten Vertriebskanal natürlich nicht gefallen. Eine Koexistenz verschiedener Channels sei heutzutage zwar für fast jeden IT-Anbieter Realität. Trotzdem: HP und Compaq seien "lange Jahre die anerkannt besten Channel-Partner gewesen", sagt Burau. "Hier ist HP zumindest in Deutschland deutlich zurückgefallen, was eine klare Schwäche ist."

Consumer-Markt: Keine Verzettelung, sondern eine Stärke

O'Neill von Forrester Research sieht eine weitere Schwierigkeit für das PC-Geschäft: Das Engagement der PSG sowohl im Business- wie im Consumer-Markt sei sehr problematisch. Historisch gesehen mag seine Einschätzung zwar richtig sein, denn die Hurd-Company hat mit ihren Consumer-Systemen unter anderem der "Pavilion"-Familie sowohl in Deutschland als auch in den USA eine sehr wechselvolle Geschichte erlebt. Doch wenn HP heute von seinem Angebot für Privatkunden spricht, dann redet das Unternehmen von einem massiv erweiterten Portfolio, mit dem es sich ganz neue private Nutzungsfelder erschließt.

Während O'Neill die Gefahr der Verzettelung sieht, argumentiert Burau, gerade wegen seines Consumer-Geschäfts unterscheide sich HP stark von IBM – und legt das der Hurd-Company als Stärke aus: "Bezüglich seines Hardwareangebots und im Consumer-Markt ist HP wesentlich breiter als eine IBM aufgestellt und in diesem Sinne ,kompletter'."

Ähnlich sieht es auch Gartner-Analyst Claunch. HP offeriere ein breites Angebot an Produkten und Services. IBM und HP seien vergleichbare Full-Service-Anbieter mit dem Unterschied, dass HP noch eigene PCs anbiete.

Zusätzlich aber engagiere sich HP eben auch im Consumer-Geschäft, das immerhin 25 Prozent zum Gesamtumsatz des Konzerns beiträgt. Genau dieses Potenzial aber "wird sich zunehmend zum Aktivposten entwickeln", sagt Claunch.

In der Tat steht der Name HP nicht nur für Angebote zur Befriedigung der Bedürfnisse kommerzieller IT-Nutzer. Das Unternehmen offerierte bislang schon Geräte für den Privatkunden. Insbesondere HPS Goldesel, das Druckergeschäft, lieferte preisgünstige Geräte für den Heimbedarf.