HP - ein Unternehmen auf dem Weg zu sich selbst

22.02.2006
Von 
Jan-Bernd Meyer betreute als leitender Redakteur Sonderpublikationen und -projekte der COMPUTERWOCHE. Auch für die im Auftrag der Deutschen Messe AG publizierten "CeBIT News" war Meyer zuständig. Inhaltlich betreute er darüber hinaus Hardware- und Green-IT- bzw. Nachhaltigkeitsthemen sowie alles was mit politischen Hintergründen in der ITK-Szene zu tun hat.

Kompetenz und Strategie unklar

Die Gartner-Autoren betonen ferner, Interessenten sollten bei Vereinbarungen bezüglich eines Applikations-Outsourcing, welches mittlerweile in aller Regel in Verbindung mit Infrastruktur-Outsourcing angeboten würde, bei HP eine gewisse Zurückhaltung walten lassen. Das Unternehmen habe auf diesem Gebiet seine Befähigungen noch nicht unter Beweis gestellt.

Auch in Sachen BPO sind die Gartner-Autoren von den Qualitäten des HP-Serviceangebots noch nicht völlig überzeugt. Seit März 2004 in diesem Segment engagiert, habe das Unternehmen zwar große Deals wie etwa mit Procter & Gamble oder Gillette unter Dach und Fach gebracht. Es kämpfe aber weiter darum, seine Kundenbasis zu vergrößern.

Experton-Vorstand Burau ist überzeugt, dass der Erfolg der großen, weltweit agierenden IT-Player zunehmend von deren Fähigkeit abhängt, mit Kunden Co-Kompetenzen aufzubauen und IT- und Geschäftsprozesse langfristig zu betreiben. Hier seien Beratungsressourcen und tiefgehendes branchenspezifisches Prozess-Know-how unabdingbar. Burau schließt sich der Einschätzung von Gartner an, wenn er urteilt, HP habe zwar - beispielsweise mit Procter & Gamble - in puncto BPO gewisse "Referenzen vorzuweisen, und auch der Triaton-Kauf hat ihnen hier einiges gebracht", allerdings müsse sich in den nächsten Jahren erst noch zeigen, ob das Unternehmen in diesem Markt zu IBM, Accenture oder CSC aufschließen kann.

Burau fordert eine klarere Definition, wie sich HP in Zukunft im Servicemarkt aufstellen will. "Eine Kopie des IBM-Modells ist nur eine Option, und für HP vielleicht nicht die beste."

Software mit strategischer Bedeutung

Als HP das Ergebnis für das vierte Quartal 2005/06 bekannt gab, trauten die Experten bei einer Position fast nicht ihren Augen: Das Segment Software, in dem die Produktlinien "Openview" und "Opencall" vertrieben werden, war in die schwarzen Zahlen geklettert. In den ersten drei Monaten des neues Geschäftsjahres wiederholte sich das Erfolgserlebnis, wenn auch im Vergleich zum vorherigen Quartal mit rückläufiger Tendenz sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn. Immerhin scheint HP aber auch bei diesem schon chronisch zu nennenden Verlustbringer die Kosten in den Griff zu bekommen.

Gartner gibt in seiner umfassenden Unternehmensevaluation der Management-Software Openview, die zu zwei Dritteln zum Softwareumsatz von HP beiträgt, gute Noten. Sie erfreue sich einer höheren Kundenzufriedenheit als vergleichbare Produkte von BMC Software, von Computer Associates oder von IBM. Openview könne zwar nicht überall technische Führerschaft beanspruchen, aber die Software erfülle die Anforderungen der Kunden. Von Bedeutung sei ferner, dass HP die weltweite Openview-Vertriebsmannschaft auf fast 1000 Mitarbeiter ausgebaut und die Gratifikationsregeln für die margenträchtigen Management-Software-Produkte attraktiver geregelt habe.