HP - ein Unternehmen auf dem Weg zu sich selbst

22.02.2006
Von 
Jan-Bernd Meyer betreute als leitender Redakteur Sonderpublikationen und -projekte der COMPUTERWOCHE. Auch für die im Auftrag der Deutschen Messe AG publizierten "CeBIT News" war Meyer zuständig. Inhaltlich betreute er darüber hinaus Hardware- und Green-IT- bzw. Nachhaltigkeitsthemen sowie alles was mit politischen Hintergründen in der ITK-Szene zu tun hat.

Eng mit Openview verbunden ist bei HP das Thema "Adaptive Enterprise". Verkaufen wollte man das Schlagwort analog Suns N1- und IBMs On-Demand-Strategie. Adaptive Enterprise dämmerte allerdings als Konzept vor sich hin, wie Gartner sagt. Seit Ende 2005 hat HP nun eine andere Zielrichtung ausgegeben: Nun will man Kunden "Automated Data Center" verkaufen. Damit – so das Credo von HP – ließen sich die Kosten für den Unterhalt eines Rechenzentrums um bis zu 90 Prozent senken, indem bislang von Menschen erledigte Aufgaben automatisiert werden. Und genau hier könne HP mit seinem Openview/Peregrine-Angebot dienen.

Server: Lange Migrationen beweisen Kundenorientierung

Doch nicht nur im Softwaregeschäft ringt HP um ein klares Profil. Auch im PC- und Serversegment muss das Unternehmen Aufräumarbeiten leisten – hat dies allerdings auch schon getan. Denn am problematischsten stellte sich die Übernahme von Compaq – sieht man einmal von den Reibungsverlusten in der Belegschaft ab - bezüglich der massiven Produktüberschneidungen sowohl im Server- als auch im PC-Angebot dar. Moniert Forrester-Analyst O'Neill: "HP hat viel zu viel Zeit benötigt, dieses Produktportfolio aufzuräumen."

Gartner-Experte Claunch sieht das zwar ähnlich, wendet das Argument aber ins Positive. Dass HP seinen Kunden – und damit auch der ehemaligen Compaq- und Digital-Equipment-Klientel – längere Übergangszeiträume gewähre, als dies wohl viele Konkurrenten täten, könne man als Schwäche auslegen. Gleichzeitig aber zeige es auch eine Stärke des Unternehmens, belege es doch, wie ernst HP seine Kunden und deren Bedürfnisse nehme.

Natürlich erkaufe sich das Unternehmen solche Großzügigkeit mit dem Zwang, unterschiedliche Plattformen und Techniken zu bedienen. Im Endeffekt habe sich HP so der Loyalität seiner Klientel versichert. Anders aber als IBM konnte HP wegen dieser hausgemachten Ablenkungen die jahrelang anhaltende Marktschwäche von Sun Microsystems nicht nutzen. Ungeachtet all dieser Überlegungen werde das Unternehmen aber in der nahen Zukunft seine Produktlinien klarer fokussieren, sagt Gartner.

In der Tat hat HP seine Plattformstrategie deutlich kommuniziert: Mips-, Alpha- und PA-Risc-Prozessoren werden der Vergangenheit angehören. Dagegen halten Intels "Itanium"-CPUs bei Hochleistungs- und Midrange-Servern ("Integrity", "Nonstop") sowie die (64-Bit-)Varianten von Intel und Advanced Micro Devices (AMD) in den PCs und Low-level-Servern Einzug.

Auch hier zeigt sich, dass HP den Wechsel nicht allzu rigoros betreiben wird: Das Unternehmen wird gemischte Konfigurationen aus PA-Risc- und Itanium-Systemen – allerdings nur für HP-UX-Anwender – anbieten. Für Alpha-basierende Server offeriert HP noch bis nach 2010 Support. HP-3000-Systeme unter dem MPE/ix-Betriebssystem allerdings sind am Ende ihres Lebenszyklus' angekommen. Die Lebenserwartung von OpenVMS dürfte im Wesentlichen davon abhängen, ob deren Anwender das Migrationsangebot von Alpha- auf "Integrity"-Server (den Hochleistungs-Unix-Maschinen) wahrnehmen.