Office als Frontend-Ersatz für die ERP-Applikation
Noch einen Schritt weiter gehen Entwicklungen, die für bestimmte Benutzergruppen Office-Programme als Frontend-Ersatz für ERP-Software vorsehen. Anwender, die nur alle paar Wochen ERP-Funktionen in Anspruch nehmen, wollen sich nur ungern an eine komplexe Business-Software gewöhnen - auch die Arbeitgeber würden sich entsprechende Schulungen gern sparen. Über Programme wie Outlook und Excel sollen ERP-Gelegenheitsanwender in der Lage sein, Backend-Funktionen zu benutzen, die für ihren jeweiligen Aufgabenbereich eingebunden wurden. SAP und Microsoft hatten hierfür das gemeinsame Produkt "Duet" entwickelt. Nach Herstellerangaben werden beide Systemwelten über Web-Services miteinander verbunden. Hinzu kommen Add-ons auf Seiten der Office-Software am Desktop sowie am SAP-Server. Des Weiteren gehört das Messaging-System "Exchange Server" dazu. Es dient beispielsweise dazu, Warnmeldungen aus dem ERP-Backend per E-Mail an die Outlook-Clients der Duet-Anwender zu übermitteln. Ein "Duet Server" agiert als Bindeglied zwischen SAP-Backend und Office-Frontend. "Duet 1.5" umfasst eine Reihe von vorgefertigten Lösungsszenarien. Dazu zählen Funktionen für das Zeit-Management, mit dem Anwender über den Kalender von Outlook Arbeits- und Projektzeiten erfassen und an die SAP-Software überspielen können. Auch das Bewerber-Management soll so leichter vonstatten gehen. Statt in die SAP-Masken des Personalwesenmoduls verzweigen zu müssen, kann der Duet-Nutzer über Office-Programme Bewerberinterviews planen, das Potenzial von Bewerbern auswerten sowie Ranglisten der Kandidaten erstellen.
IBM öffnet Lotus Notes für SAP-Nutzer
Noch im Entstehen ist eine Integrationslösung, die Lotus Notes von IBM mit SAP-Applikationen verbinden soll. Unter dem Codenamen "Atlantic" bauen IBM und SAP eine Integration, die zumindest im Ansatz Duet sehr ähnelt. Nutzer der IBM-Groupware sollen über den Client SAP-Funktionen nutzen können. Wer mit Notes vertraut ist, so das Motto, soll ohne aufwändige Schulung seine Aufgaben unter Einbeziehung von ERP-Software erledigen können. Hierzu wollen die Softwareanbieter die E-Mail-, Kalender- und Groupware-Funktionen von Notes mit SAP-Applikationen koppeln.
Sowohl Office- als auch Lotus-Notes-Programme konnten Firmen schon vorher mit SAP-Systemen verbinden, doch gab es dazu keine Standardfunktionen, sondern Schnittstellen sowie Lösungen von Drittanbietern. Neben diesen von den großen Softwarehäusern getriebenen Produkten und den Out-of-the-Box-Funktionen der ERP-Hersteller bauen nämlich zahlreiche Systemhäuser spezielle Integrationsprodukte.
Das in Angelburg beheimatete Unternehmen Actiware verspricht, mit dem Produkt "Active Server" unterschiedliche ERP-Lösungen mit Office-Tools verbinden zu können. Laut Hersteller lassen sich so Business-Software von Infor ("ERP.COM" und "EPL LN/Baan"), Sage ("Sage Bäurer" und "Office Line") sowie die Microsoft-Applikationen Dynamics NAV und AX sowohl mit Microsoft Office als auch mit der Open-Source-Alternative Open Office koppeln. Über die Standardfunktionen wie den E-Mail-Versand über den ERP-Client hinaus gestattet es das Produkt laut Hersteller, aus der Office-Umgebung heraus beliebige ERP-Informationen abzurufen, um Geschäftsdokumente zu erzeugen.