Sapphire: SAP und Microsoft komponieren weiter an Duet

25.04.2007
Auf SAPs Kundenveranstaltung Sapphire haben beide Softwarekonzerne den weiteren Fahrplan für die künftige Entwicklung der vor zwei Jahren begonnenen Office-Integration verkündet.

Der designierte Nachfolger von Konzernchef Henning Kagermann und SAP-Vorstand Leo Apotheker kündigte auf der Sapphire in Atlanta eine weitere Zusammenarbeit mit Microsoft in Sachen "Duet" an. Beide Softwarehersteller hatten vor zwei Jahren unter dem Codenamen "Mendocino" begonnen, an einer engeren Verzahnung zwischen Office und dem SAP-Backend zu arbeiten. Vor rund einem Jahr kamen erste Produkte mit der Bezeichnung Duet auf den Markt.

Dem Release 1.0 werden weitere Versionen folgen, kündigte Apotheker an (siehe auch: Microsoft und SAP spielen weiter im Duet). Noch im laufenden Jahr wird "Duet 1.5" erwartet. Release 2.0 soll Ende 2008 folgen. Auch für "Duet 3.0" gibt es bereits einen Zeitplan. Den Verantwortlichen beider Softwarehersteller zufolge soll dieses Relaease nach der nächsten Office-Version Codename "Office 14" herauskommen, möglicherweise im Jahr 2009.

Neben zusätzlichen Sprachversionen versprach der SAP-Vorstand mehr Kopplungen mit verschiedenen SAP-Modulen. Demnach sollen Office-Anwender künftig auch Zugriff auf Informationen in Customer-Relationship-Management- (CRM) und Supply-Chain-Management-Systemen (SCM) bekommen. Darüber hinaus sollen Office-Nutzer künftig auch auf SAPs Collaboration-Tools und Analyse-Werkzeuge zugreifen können. Außerdem sei geplant, die Möglichkeiten zu erweitern, das Duet-System individuell auf die Anforderungen einzelner Nutzer beziehungsweise von Nutzergruppen anzupassen (siehe auch: Sapphire: SAP schmiedet neue Parterschaften für seine ERP-Welt).

Neben der verbesserten Integration von Duet in die SAP-Welt soll das Werkzeug auch tiefer in Microsofts Systemlandschaft eingebettet werden. Jeff Raikes, President von Microsofts Business Division kündigte mit den Releases 2.0 und 3.0 eine engere Verknüpfung von Duet mit dem Sharepoint-Server an (siehe auch: Office und ERP kommen sich näher).

Noch hält sich Begeisterung der Anwender für Duet allerdings in Grenzen. SAP zufolge nutzen rund 250 Firmen das Integrationswerkzeug. Zwar bezeichneten die Verantwortlichen in Walldorf das Interesse als groß. In Relation zu den 36.000 SAP-Kunden weltweit nimmt sich die Duet-Klientel jedoch bescheiden aus. Experten zufolge steht derzeit das zu starre Lizenzmodell einer weiteren Verbreitung im Weg. Aktuell benötigen die User neben der Duet-Lizenz eine SAP-Lizenz um auf den ERP-Backbone zugreifen zu können. Wenn der Zugriff via Office jedoch nur sporadisch erfolgt, dürfte das den meisten Unternehmen zu teuer sein. Branchenbeobachter gehen deshalb davon aus, dass SAP in absehbarer Zeit eine Art "Light"-Lizenz für diese User anbieten wird.

Mit den jüngsten Ankündigungen aus Atlanta bemühten sich beide Kooperationspartner um den Anschein eines unbelasteten Verhältnisses. In den zurückliegenden Wochen war wiederholt über die Zukunft des Duet-Projekts spekuliert worden. Experten hatten gemutmaßt, Microsoft könnte sein Engagement in Sachen Duet zurückfahren, um die eigene Dynamics-Strategie zu forcieren (siehe auch: Microsoft verzahnt Dynamics NAV 5.0 enger mit Office). Der weltgrößte Softwarekonzern hatte für die eigenen Dynamics-Softwareprodukte einen neuen Client angekündigt, der ebenfalls eng mit der Office-Linie gekoppelt sein soll (siehe auch: Microsoft: Dynamics Client ist besser als "Duet"). Microsoft und SAP stehen sich gerade im Mittelstand mit verschiedenen Software- und Serviceangeboten für Business-Applikationen als Wettbewerber gegenüber.

Die SAP-Verantwortlichen räumten die Konkurrenz ein, sehen aber die weitere Duet-Entwicklung davon nicht belastet. Beide Anbieter blieben "gute Freunde", sagte SAP-Chef Kagermann. Wenn sich beide Unternehmen im Markt als Konkurrenten begegneten, behandle man sich gegenseitig fair. (ba)