Die SAP-Frage: Was kommt nach ESA?

20.06.2006
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Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

SAP hat in den vergangenen Jahren dennoch einen guten Job gemacht, gesteht Niehörster dem deutschen Softwareriesen zu. So haben die Walldorfer bislang ihre vor zwei Jahren vorgestellte Roadmap punktgenau eingehalten. SAP hat erfüllt, was versprochen wurde, lobt auch Christian Glas von Pierre Audoin Consultants (PAC). Ferner dürfte die Versicherung Kagermanns, es gebe über 2007 hinaus zunächst keine großen Veränderungen, die Kunden erst einmal beruhigen. Auch Rüdiger Spies, Analyst der Experton Group, hält den Walldorfern zugute, sie hätten in den zurückliegenden Jahren den einmal eingeschlagenen Kurs gehalten. Das sei nicht immer üblich in der Branche.

Spies vergleicht die Entwicklung mit dem Hype um E-Business vor wenigen Jahren. Mittlerweile erzählten zwar alle Hersteller das Gleiche, diese Marketing-Maschinerie tue aber ihre Wirkung. Auch die Kunden seien inzwischen mehr und mehr davon überzeugt, sie bräuchten SOA. Allerdings, so schränkt Spies ein, werden dabei noch die Finanzchefs ein gewichtiges Wort mitreden.

Die Chief Financial Officers (CFOs) könnten die Pläne SAPs gefährden. Um auch nach ESA das von der Börse geforderte Wachstum zu sichern, müssen sich die Walldorfer etwas einfallen lassen. Zwar kurbeln derzeit Neukunden in Amerika und Asien das Lizenzgeschäft an. Auf dem heimischen Europa-Markt tut sich SAP jedoch schwer, das Softwaregeschäft am Laufen zu halten. Upgrades auf Mysap-Verträge bilden hier die Grundlage des Lizenzgeschäfts. Ist die Migration auf Mysap abgeschlossen, stellt sich für SAP die Frage, woher die künftigen Lizenzeinnahmen kommen sollen.

SAPs Führungsetage arbeitet derzeit fieberhaft an Antworten. So soll das Mittelstandsgeschäft weiter ausgebaut werden. Bis 2010 will SAP seine Kundenzahl von derzeit etwa 35000 auf 100000 steigern. Der Großteil der Zuwächse soll aus dem Mittelstand kommen.

Der Mittelstand soll’s richten

Um diesem Anspruch gerecht zu werden, planen die Walldorfer, ihr Branchenprofil weiter zu schärfen. Zu den 26 existierenden Industrielösungen sollen im Lauf des Jahres bis zu 80 weitere hinzukommen, kündigte SAP-Vorstand Leo Apotheker an. Diese Entwicklung forcieren sollen sechs weltweit verteilte Solution Centers. Zudem würden Partner bis zu 1000 "Micro Verticals" entwickeln, um die Industrielösungen an die Belange einzelner Nischen anzupassen.