Die SAP-Frage: Was kommt nach ESA?

20.06.2006
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Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Daneben will SAP auch in den Reihen der Bestandskunden mehr Anwender auf ihre Seite ziehen. Im Visier haben die Walldorfer dabei den "Information Worker". Dessen Produktivität soll verbessert werden, kündigte Kagermann an. Dabei helfen könnten unter anderem zusätzliche Analysefunktionen, die den Nutzern rollenbezogen über ein einfach aufgebautes User Interface präsentiert werden sollen. Derzeit arbeiten die Walldorfer in dem kürzlich vorgestellten "Project Muse" an der Entwicklung verbesserter Benutzerschnittstellen. Darüber hinaus sollen noch im Juni mit dem Produkt "Duet" die ersten Früchte des gemeinsam mit Microsoft vor einem Jahr begonnenen Vorhabens "Mendocino" auf den Markt kommen. Damit ließen sich Microsofts Frontend-Produkte mit dem SAP-Backend verzahnen.

Die Chancen für SAP, vor allem mit Duet neue Benutzerschichten zu erschließen, stehen den Analysten zufolge nicht schlecht. Allerdings mahnen die Marktforscher zugleich ein modifiziertes Preismodell an. Nutzer, die nur gelegentlich via Microsofts Office-Applikationen auf SAP-Applikationen zugriffen, fänden sich bislang nicht in den Preislisten wieder.

Doch mit den Preismodellen tut sich SAP offenbar schwer. Seit Monaten kursieren Gerüchte, Walldorf arbeite an einer komplett neuen Preisliste. Doch die SAP-Verantwortlichen schweigen beharrlich. Obwohl Duet in wenigen Wochen auf den Markt kommen soll, hat sich SAP bislang noch nicht zu einer offiziellen Preisaussage durchringen können. Inoffiziell ist die Rede von 100 Euro beziehungsweise 125 Dollar pro User. Kagermann sprach gegenüber der COMPUTERWOCHE-Schwesterpublikation "CIO" von individuellen Preisfindungsprozessen. Auch zu den Kosten für den Zugriff auf das SAP-Backend via Duet gibt es keine konkreten Aussagen. Agassi bestätigte lediglich, dass dafür zusätzlich eine Mysap-Lizenz notwendig sei.

SAP will sich aber noch nicht in die Karten schauen lassen, meint Glas von PAC. Veröffentliche Walldorf vorschnell konkrete Preise, würden Wettbewerber wie Oracle sofort darüber herfallen und mit Beispielrechnungen aufwarten, wie teuer die Produkte SAPs seien.

Nach außen gibt sich das SAP-Management, was Preise und Lizenzen anbelangt, betont gelassen. Das Pricing sei kein Problem, wenn es gelinge, die Anwender von den Vorteilen der Lösung zu überzeugen, argumentiert Agassi. Ob sich die Finanzchefs, die letzten Endes die Investitionen in zusätzliche Zugänge zur SAP-Software bezahlen, dieser Argumentation anschließen, bleibt abzuwarten.