Atos übernimmt SIS

Die Chancen und Risiken der SIS-Integration

16.12.2010
Von 


Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Die Chancen der Übernahme

Atos Origin steigt dank SIS-Übernahme zu einem bedeutenden europäischen Anbieter auf. Laut PAC belegt das Unternehmen mit einem Anteil von 4,8 Prozent den dritten Platz.
Atos Origin steigt dank SIS-Übernahme zu einem bedeutenden europäischen Anbieter auf. Laut PAC belegt das Unternehmen mit einem Anteil von 4,8 Prozent den dritten Platz.
Foto: PAC

Dennoch fallen die Bewertungen des aktuellen Abkommens unterm Strich eher positiv aus. Die Marktbeobachter goutieren, dass Siemens nach Jahren der erfolglosen Restrukturierung nun einen Strich unter SIS zieht und das IT-Geschäft einem Partner überlässt, der es versteht. "Möglicherweise ist SIS auch besser bei einem Konzern aufgehoben, in dem das Management mehr Kapazitäten für das schwierige Outsourcing-Geschäft aufwenden kann", zeigt sich Frank Rothauge, Director Strategic Advirsory bei der Berenberg Bank, zuversichtlich. Pannen und Pleiten etwa nach dem BenQ-Vorbild erwartet er nicht. Das können sich die Partner aufgrund der Dimension des Auslagerungs-Deals auch nicht erlauben. "Angesichts des Vertragsvolumens, über das die Partner nun verfügen können, sollten sie in der Lage sein, die Kosten in den Griff zu bekommen", erwartet Rothauge

Unter regionalen Gesichtspunkten ergänzen sich die fusionierten Unternehmen gut. SIS ist ein bedeutender Anbieter in Deutschland, Großbritannien und Skandinavien aufgestellt, Atos Origin ist stark in Frankreich und den Benelux-Staaten. Zusammen rücken sie in vielen Segmenten zum europäischen Top-Player auf. "Atos Origin ist sehr erfolgreich im BPO-Segment , speziell im Transaktions-Processing", berichtet etwa Christophe Chalons, Chief Analyst der PAC Group. Das Unternehmen betreibe unter anderem ein Smart-Metering-Projekt für den französischen Energieversorger EDF. In diesem Segment gebe es große Schnittmengen mit Siemens.

Christophe Chalons, PAC: Großes Synergiepotenzial zwischen Atos Origin und Siemens.
Christophe Chalons, PAC: Großes Synergiepotenzial zwischen Atos Origin und Siemens.
Foto: PAC

Entsprechendes Synergiepotenzial betonten auch Peter Löscher und Thierry Breton. Der Siemens-Chef kündigte an, Atos Origin werde künftig ein Mitglied der "Siemens-One"-Familie. Hinter dem Schlagwort verbirgt sich die Konzernstrategie, fachbereichsübergreifende Projekte bei den Kunden anzustreben. Diesen Plan verfolgte das Unternehmen bereits mit SIS, das in Projekten der Industrie-, Gesundheits- und Energie-Sparte jeweils den IT-Part übernehmen sollte. Durchschlagender Erfolg stellte sich nicht ein, denn die großen und selbstbewussten Segmente unterhalten ihre eigenen IT-Ressourcen. "Die Einstellung hat sich in den vergangenen 18 Monaten gewandelt", beobachtet Chalons. "Die Segmente haben die Bedeutung der IT erkannt, können aber nicht sämtliche Kapazitäten selbst aufbauen, zumal sie in Märkten wie Smart Metering und PLM künftig auf Konkurrenten wie IBM, Capgemini und Accenture stoßen." Zudem werden die Siemens-Sektoren immer häufiger komplette Industrieanlagen inklusive Integrationsleistungen verkaufen müssen. Für die Anbindungen an die ERP-Systeme fehle ihnen das Know-how, weiß Chalons. Das könne künftig Atos Origin liefern.