Das IT-Jahr 2012

Der COMPUTERWOCHE Jahresrückblick

22.12.2012
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Das Jahr des Zögerns." So charakterisieren Analysten von Gartner 2012. Im Rahmen einer Umfrage stellten sie fest, dass mehr als acht von zehn Geschäftsführern weltweit mit einer erneuten Wirtschaftsflaute rechnen. Besonders pessimistisch gaben sich die Europäer.

Glaubt man den Gartner-Erhebungen, rückt das Thema Kostensenkung wieder stärker in den Vordergrund. Zwar hätten die Firmenlenker durchaus ein Gespür für neue Technik, so das Fazit der Marktforscher. Oft stellten sie sich aber die Frage nach dem konkreten Business-Nutzen.

Budgets unter Druck

Das ging nicht spurlos an den IT-Budgets vorüber. Gleich Anfang 2012 hatten die Gartner-Analysten ihre Erwartungen nach unten geschraubt und ihre Wachstumsprognose für die weltweiten IT-Ausgaben von zuvor 4,6 auf 3,7 Prozent zusammengestrichen. In der Folge schrumpfte die Vorhersage weiter auf nur noch 2,5 Prozent, pendelte sich dann aber wieder auf moderate drei Prozent ein. Im Jahr zuvor waren die IT-Ausgaben noch weltweit um 6,9 Prozent gestiegen.

Auch der deutsche ITK-Markt machte keine großen Sprünge, doch die Stimmung blieb erfreulich entspannt. Im Frühjahr hatte der Branchenverband Bitkom seine Wachstumsprognose zwar von 2,0 auf 1,6 Prozent zurücknehmen müssen. An der Vorhersage, die deutschen ITK-Geschäfte würden 2012 erstmals die Umsatzmarke von 150 Milliarden Euro knacken, hielt man aber fest. Im Herbst setzte der Bitkom seine Prognose sogar auf plus 2,8 Prozent herauf und taxierte das Gesamtvolumen des deutschen ITK-Marktes für 2012 auf 152 Milliarden Euro.

Absturz des Jahres

Bei so manchen Anbietern dürften die Sorgenfalten im Jahresverlauf jedoch tiefer geworden sein. Ein desaströses Jahresende erlebte zum Beispiel der PC-Markt. Schafften die Hersteller 2011 weltweit im Vergleich zum Vorjahr noch ein kleines Plus, ging es im dritten Quartal 2012 steil nach unten. Marktforscher von Gartner und IDC ermittelten bei den Absatzzahlen weltweit ein Minus von über acht Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. In Deutschland brachen die PC-Verkäufe zwischen Juli und September sogar um 19 Prozent ein.

Aufstieg des Jahres

Während der Stern des klassischen Personal Computers sinkt, geht der von mobilen Devices aller Art umso schneller auf. Die Absatzzahlen von Smartphones und Tablets explodierten regelrecht. Für 2012 prognostizierte IDC über 700 Millionen verkaufte Smartphones weltweit. 2016 sollen es bereits rund 1,4 Milliarden sein. Der Tablet-Absatz soll sich im gleichen Zeitraum von 122 auf 283 Millionen mehr als verdoppeln. Damit würden in vier Jahren bereits mehr Tablets als Notebooks verkauft. Gartner taxiert den globalen Markt für Smart Devices (Smartphones und Tablets) auf 821 Millionen Geräte. 2013 sollen bereits mehr als eine Milliarde Smartphones und Tablets verkauft werden.

BYOD nicht aufzuhalten

Der Trend zu mobilen Devices befeuerte 2012 die Diskussionen rund um das Thema Bring your own Device (BYOD). Experten zufolge hat sich die Zahl persönlicher Mobilgeräte, die auf Firmennetze zugreifen, in den vergangenen Jahren vervielfacht. Das Gros der Unternehmen hat diesen Zugriff mittlerweile gestattet, wie verschiedene Umfragen von Analysten- und Beratungshäusern gezeigt haben - allerdings auch, weil die Verantwortlichen erkannt haben, dass es kaum mehr möglich ist, sich diesem Trend zu entziehen. In CIO-Kreisen sind die wenigsten glücklich darüber. Vor allem Sicherheitsbedenken machen den Verantwortlichen zu schaffen. Die Vorstellung, dass die Mitarbeiter sensible und kritische Unternehmensdaten auf dem Smartphone oder Tablet mit sich herumtragen, bereitete so manchem IT-Chef schlaflose Nächte.