CRM on Demand steht vor Reifeprüfung

17.08.2005
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Angesichts rückläufiger Umsätze und roter Zahlen stand auch Siebel in den vergangenen Jahren unter Druck. Der für seine komplexen und teuren CRM-Implementierungen berüchtigte Anbieter bemüht sich seit einiger Zeit, seine Offerten stärker zu modularisieren und zu vereinfachen.

Die Anwender müssten sich zunächst über ihr Geschäftsproblem klar werden, fordert Sonntag: "Die Tatsache, dass eine Software on Demand über das Internet läuft, löst per se noch kein Problem." Auch ein Auto könne man kaufen, leasen oder mieten. In allen drei Fällen gehe es darum, dass der Kunde sein Transportproblem lösen möchte.

Um seine Position im On-Demand-Markt auszubauen, setzt Siebel in erster Linie auf vertikale Anpassungen. Die Frage sei doch, ob die Kunden bei 30 oder 80 Prozent Funktionsumfang mit CRM beginnen. Das mache einen gewaltigen Kostenunterschied. "Warum sollte man sich in einer Mietlösung seine industriespezifische Lösung selbst zusammenbauen müssen?"

"Die Branchenausrichtung ist in meinen Augen ein Marketing-Gag", hält Salesforce.com-Manager Steidl dagegen. Jedes Unternehmen habe seine eigenen Prozesse und eigene Terminologie. Gerade wenn Veränderungen dynamisch erfolgen müssten, komme es darauf an, eine bewegliche CRM-Lösung zu haben, die sich schnell an den Markt anpassen lasse.

Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, denken die Salesforce.com-Verantwortlichen über den CRM-Bereich hinaus. CEO Marc Benioff kündigte erst kürzlich an, eine komplette On-Demand-Plattform anbieten zu wollen. Darauf sollen sich verschiedene gehostete Applikationen verknüpfen lassen.

Nur die Plattform zählt

Der Marktauftritt von "Multiforce", Version 1.0, ist ein erster Schritt. Aus der Sicht des Salesforce.com-Chefs ist diese Strategie überlebensnotwendig: "Wenn man sich auf die Applikationen konzentriert, kann man für eine Weile gewinnen, aber nicht für immer. Letztlich gewinnt immer die Plattform."