Cisco Systems will sich neu erfinden

10.04.2002

CW: Das klingt für ein Unternehmen, insbesondere in der IT-Branche, nicht gerade originell. Ist Cisco als klassische Router-Company dafür überhaupt strategisch aufgestellt? Dohmen:In unserem Eco-System-Modell arbeiten wir bereits mit zahlreichen Partnern auf der Basis offener Standards zusammen. Unsere Kunden suchen dann die für sie passende, branchenspezifische Lösung aus. Zunächst sind wir in gewisser Weise aber noch froh über das von Ihnen erwähnte Image. Denn unser Kerngeschäft ist nach wie vor sehr erfolgreich. In den Märkten, wo wir aktiv sind, sind wir die Nummer eins oder zwei. Mit dieser Auskunft gestehe ich Ihnen natürlich auch zu, dass Ihre Frage berechtigt ist. Aber wir sind diesbezüglich weiter, als viele glauben. Schließlich kennen wir uns seit Jahren sowohl im Enterprise-Markt als auch im Geschäft mit den Telcos aus. Und wir haben nicht umsonst vor einigen Monaten unseren Vertrieb

völlig neu geordnet und vertikal nach Branchen ausgerichtet.

CW: Zumindest das Consulting-Unternehmen Cisco dürfte aber noch im Markt zu vermitteln sein. Dohmen:Mag sein. Aber mit der ebenfalls vor kurzem geschaffenen Internet Business Solutions Group, die organisatorisch unserem CEO John Chambers zugeordnet ist und in der viele ehemalige McKinsey- und Boston-Consulting-Leute arbeiten, fahren wir wirklich einen revolutionären Ansatz. Ich will damit nicht sagen, dass wir ab sofort McKinsey & Co. Konkurrenz machen, das wäre vermessen. Aber wir gehen in Teams zu den Kunden und schauen uns dort die Prozesse an. Ich kann mich in diesem Zusammenhang nur wiederholen: Wenn ich heute um einen Termin bitte, sage ich nicht, dass ich einen neuen Switch herzeigen will. Sondern dass ich über Geschäftsprozesse und Produktivität sprechen möchte - und dass ich im Zweifel nichts anderes verkaufen werde als das, was wir bei Cisco selbst bereits erfolgreich einsetzen. Und ob Sie es mir glauben oder nicht: Ich bekomme die Termine, und man hört mir sehr interessiert zu.