Capgemini: Bringen Großaufträge die Trendwende?

21.05.2004
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Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.

In Nordamerika musste Capgemini im vergangenen Geschäftsjahr einen Umsatzrückgang um 26 Prozent auf 1,67 Milliarden Dollar verzeichnen. Die Fluktuation unter den US-amerikanischen Beratern belief sich laut CEO Hermelin zuletzt auf 24 Prozent pro Jahr, im gesamten Unternehmen waren es die branchenüblichen 15 Prozent. In einer ersten Reaktion war im März der US-Chef John McCain nach weniger als einem Jahr im Amt durch die Managerin Chell Smith ersetzt worden.

Schwere Zeiten im Heimatmarkt

Zu allem Überfluss läuft es auch im französischen Heimatmarkt schlechter als erwartet. Vor zwei Wochen kündigte der Staat einen 200 Millionen Euro schweren Vertrag über die Entwicklung einer Finanzsoftware ("Accord 2") für die öffentliche Hand. Betroffen waren neben Capgemini auch dessen Konsortiumspartner Accenture und SAP. Der Umsatzrückgang in Frankreich belief sich 2003 auf 16 Prozent, eingenommen wurde gut eine Milliarde Euro. CEO Hermelin schloss Entlassungen in nicht operativen Bereichen nicht aus.

Besser steht die deutschsprachige Region da, wo im vergangenen Jahr inoffiziellen Zahlen zufolge knapp 440 Millionen Euro umgesetzt wurden. "In Deutschland hat sich Capgemini 2003 etwas günstiger als der Markt entwickelt", berichtet Julia Reichhart, Analystin bei Pierre Audoin Consultants (PAC). Auch das Outsourcing-Segment habe sich gemausert, jedoch sei die Ausgangsbasis immer noch vergleichsweise klein. Konkrete Zahlen zum Profit werden nicht genannt, doch es heißt, das Ergebnis sei hierzulande fast ausgeglichen gewesen. Für 2004 soll die Gewinnschwelle übersprungen werden, wozu ein im Februar geschlossener Outsourcing-Deal mit der Lübecker Drägerwerk AG beitragen soll.

Vor allem das späte Engagement im Outsourcing wurde den Franzosen zuletzt häufig angekreidet. Dabei setzte Capgemini im vergangenen Geschäftsjahr laut CEO Hermelin knapp 30 Prozent mit diesbezüglichen Services um, bis 2005 soll der Anteil auf 40 Prozent steigen. PAC-Analystin Reichhart zufolge hat Capgemini "Nachholbedarf, weil sie spät auf den Zug aufgesprungen sind". Dass der Konzern in Deutschland auch nach passenden Übernahmeobjekten im Outsourcing-Segment sucht, ist kein Geheimnis.