Umsatzeinbrüche, schwache Ergebnisse und Probleme bei der Integration der IT-Sparte von Ernst & Young - die vergangenen Jahre verliefen für Capgemini alles andere als erfreulich. Europas größter IT-Berater dümpelte aufgrund hausgemachter Probleme und einer anhaltenden Flaute im Consulting-Markt vor sich hin. Der Vertrieb, das Marketing und die interne Organisation seien die Schwachstellen von Capgemini gewesen, resümiert Forrester-Analyst David Metcalfe.
Nun soll sich alles ändern. Er könne das Ende des Tunnels erkennen, sagte Firmenchef Paul Hermelin vor Journalisten in London. Zumindest in der zweiten Jahreshälfte werde das Geschäft besser laufen, gab sich der CEO optimistisch. Dagegen seien die ersten Monate 2004 hart gewesen, was aber nicht nur von Capgemini zu hören ist. Verfehlte Prognosen und strategische Missgriffe kann sich der seit Ende 2001 amtierende Firmenchef nun allerdings nicht mehr leisten, denn sein Ruf ist in der Finanzgemeinde ramponiert.
Milliarden-Kontrakt in Texas
Rückenwind erhielt Hermelin vergangene Woche, als er einen prestigeträchtigen Outsourcing-Kontrakt über zehn Jahre mit dem texanischen Energieversorger TXU verkünden konnte. Der Deal hat ein Volumen von über 3,5 Milliarden Dollar - das bislang größte Outsourcing-Abkommen im laufenden Jahr. Als Konkurrenten "im heftigen Wettbewerb" um den Vertrag nannte Pierre Yves Cros, Chefstratege der Franzosen, "die üblichen Verdächtigen", darunter Accenture und die Science Application International Corp. (SAIC). Capgemini ordnet das TXU-Abkommen in den Bereich des "Transformational Outsourcing" ein, das zentrale Marktsegment des Konzerns. Am Betrieb von Server-Farmen, "bei denen der Mensch lediglich das Licht an- und ausmacht", hat das Unternehmen Cros zufolge kaum Interesse. Die Kunden von Capgemini seien vornehmlich daran interessiert, die Leistung ihrer IT und der Geschäftsprozesse zu steigern.