Capgemini: Bringen Großaufträge die Trendwende?

21.05.2004
Von 
Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.

Operative Marge muss sich verbessern

Mit dem soeben geschlossenen TXU-Vertrag konnte Capgemini innerhalb eines halben Jahres immerhin zwei richtungsweisende Deals auf zwei Kontinenten unter Dach und Fach bringen - im Dezember 2003 war ein Abkommen mit der britischen Finanzbehörde Inland Revenue über 4,3 Milliarden Euro getroffen worden. Finanziell niederschlagen werden sich beide Verträge erst zur Jahresmitte, da sie offiziell im Juli 2004 in Kraft treten. Zudem sind sie vorerst nicht geeignet, die Gewinnspanne der Company zu verbessern. Investoren erwarten von Capgemini, dass die operative Marge in der ersten Jahreshälfte um knapp 50 Prozent gesteigert wird - von zuletzt 2,7 auf vier Prozent. Doch selbst damit liegt Capgemini immer noch deutlich hinter Accenture, das im vergangenen Geschäftsjahr eine operative Marge von 13 Prozent verzeichnete. Immerhin tragen die Großverträge dazu bei, neues Vertrauen in die Company entstehen zu lassen. Das hat Capgemini mindestens ebenso nötig wie stabile Umsätze und Nettoprofite.

Richtungsweisend könnte der TXU-Kontrakt vor allem deshalb für das Unternehmen sein, weil sich die Geschäfte in den USA nicht wie erwartet entwickelt haben. Der Dienstleister wird dort häufig als europäischer Anbieter wahrgenommen, und die politischen Spannungen zwischen Paris und Washington angesichts des Irak-Kriegs haben die Geschäfte erschwert. Gleiches gilt für die Tatsache, dass Mitte April die vor allem in Nordamerika bekannte Marke "Ernst & Young" aus der offiziellen Firmenbezeichnung gestrichen wurde, weil die Namensrechte auslaufen.

Überhaupt ist die Übernahme der IT-Consultants von Ernst & Young eine Last, an der die Franzosen schwer zu tragen haben. Für über elf Milliarden Dollar war die Firma im Jahr 2000 gekauft worden, auf dem Gipfel des IT-Hypes und nach dem Jahr-2000-Geschäft. Danach gingen die Aufträge zurück, und das Fazit des Managements fällt nach vier Jahren ernüchternd aus: "Das Timing war unglücklich, aber wir brauchten den Zugang zum US-Markt und in die Vorstandsetagen der Unternehmen", sagt Chefstratege Cros heute, und: "Langsam macht sich die Übernahme bezahlt."