ASP: Großes Angebot - schleppende Nachfrage

24.07.2001
Von 
Bernd Seidel ist freier Journalist und Coach in München.

Bei den Office-Paketen handelt es sich allerdings meist nicht um die reine Anmietung etwa von Textverarbeitung und Tabellenkalkulationsprogrammen. Diese Tools werden in Kombination mit Mail-, Groupware- oder Kunden-Management-Software als Bündel gemietet und tauchen deshalb recht häufig auf.

Beliebt als Mietobjekte sind auch Reisekostenabrechungssysteme und Spezialfunktionen etwa beim Personal-Management. Vor allem Bausteine, die nur selten benötigt werden, wie etwa eine Software für 360-Grad-Analyse für die Mitarbeiterbewertung oder Module für das Bewerber-Management, wollen Unternehmen von einem ASP beziehen.

Komplexe und strategische Anwendungen dagegen etwa für das Customer-Relationship-Management (CRM), aber besonders ERP-, Supply-Chain-Management- (SCM-) und Produktionssysteme werden von Anwendern weit weniger nachgefragt. Hier müssen einige Anbieter, die sich auf ERP-Hosting spezialisiert haben, ihre Geschäftsmodelle überdenken und die ERP-Software mit zusätzlichen Diensten wie etwa Workflow oder Output-Management anreichern.

Die Münchner Innobase AG hat diesen Gedanken bereits aufgegriffen und vermietet unter dem Begriff "Solution 1" (Sol 1) ein Sofwarepaket aus "Baan ERP" plus E-Sales-Shop, E-Procurement, Dokumenten-Management und Anbindung an virtuelle Marktplätze.

Dem ursprünglichen Anspruch der ASPs, ein einmal geschnürtes Angebot gleich mehrfach in identischer Form an verschiedene Kunden vermieten zu können (one to many), erteilen die PAC-Analysten allerdings einen Dämpfer: "Einen Standard, der zu 100 Prozent die Belange unterschiedlicher Firmen abdeckt, gibt es für viele Anwendungen nicht." Speziell bei anspruchsvolleren CRM-, ERP-und SCM-Projekten sei also immer mit einem Anpassungsaufwand für die Software zu rechnen. Die Implementierung einer Sol 1, so verspricht es Innobase, soll inklusive Customizing allerdings in maximal 90 Tagen erledigt sein.

Ein überraschendes Ergebnis der Studie ist, dass Systeme für die Buchhaltung und Abrechnung kaum auf Mietbasis nachgefragt sind, obwohl sie sich aufgrund der starken Standardisierung von Prozessen gut dafür eignen würden.