Mini-PCs im Test

Die besten Nettops im Vergleich

17.07.2009
Von Alexander Kuch und
Michael Schmelzle ist seit 1997 Hardware-Redakteur der PC-WELT. Daneben verantwortet der Diplom-Biologe und Buchautor Projekte wie die Höllenmaschine und die PC-WELT-PCs.

Asus Eee Top ET1602

Mit dem "Asus Eee Top" erweitert Asus seine Eee-Familie um einen All-in-One-PC mit integriertem 15,6-Zoll-Touchscreen. Desktop-PC und Display in einem flachen Gerät vereint, schickes Design und Touchscreen-Bedienung: Für einen Rechner mit diesem Konzept mussten Sie bisher Preise ab 1000 Euro bezahlen. Apple betätigte sich mit dem "iMac" als Vorreiter und ließ sich dafür fürstlich bezahlen. Im Bereich der Windows-PCs zog Hewlett Packard nach und brachte die "Touchsmart"-Serie auf den Markt. Kostenpunkt: ab 1500 Euro. Wer bisher keinen vierstelligen Betrag für einen All-in-One-PC ausgeben wollte, schaute in die Röhre.

Mit dem Asus Eee Top bringt der Eee-PC-Pionier nun einen integrierten Desktop-PC auf den Markt, der weniger als 600 Euro kostet, intuitiv zu bedienen ist und optisch mit seinen fast doppelt so teueren Vorbildern mithalten kann. Beim Gehäuse-Design mit weißem Kunststoff und blauen LEDs ist die Verwandtschaft zum "Asus Eee PC 1000H" und zur "Eee Box B202" sofort sichtbar - Asus betrachtet alle diese Geräte als Mitglieder der so genannten "Eee Family".

Konfiguration: Wie hat es Asus geschafft, einen Komplett-PC inklusive Touchscreen-Display zu einem aktuellen Straßenpreis von unter 600 Euro zu konfigurieren? Die Antwort ist dieselbe wie schon bei der Asus Eee Box 202: Durch die konsequente Verwendung von Netbook-Komponenten auf Basis von Intels Atom-Prozessor. In unserem Testgerät Asus Eee Top ET1602 arbeitet der Intel Atom N270 mit einer Taktfrequenz von 1,6 Gigahertz. Die Größe des Arbeitsspeichers liegt bei 1 GB, verbaut ist nur ein DDR2-Riegel mit 333 Megahertz Takt. Auf der Hauptplatine setzt Asus wie beim Eee PC auf den Intel-Chipsatz 945GME mit integriertem Grafik- und Sound-Chip. Die Grafiklösung Intel GMA 950 reicht für Büro-Arbeiten, das Surfen im Internet und die Video-Wiedergabe völlig aus. Für das Abspielen von Video-Dateien in Full-HD-Auflösung genügt die Auflösung des Displays mit 1366 x 768 Pixeln allerdings nicht. Das bereits angekündigte Nachfolgemodell Asus Eee Top ET1603 soll aber auf AMDs HD-fähigen mobilen Grafikchip ATI Mobility Radeon HD3450 zurückgreifen. Für die Verbindung zum Heimnetzwerk sorgt neben einem Gigabit-LAN-Anschluss das WLAN-Modul nach dem neuesten Standard 802.11n.

Ausstattung: Das optisch hervorstechende Merkmal des Asus Eee Top ist das integrierte 15,6-Zoll Breitbild-Display mit Touchscreen-Funktionalität. Das Bild ist klar und scharf, allerdings nicht besonders kontrastreich. In einem von Tageslicht erhellten Büro mussten wir den Regler auf der Vorderseite des Geräts bereits auf die höchste Stufe stellen, um eine Brillanz zu erzielen, die mit einem Standard-Display vergleichbar ist. In der prallen Sonne ist die Helligkeit des integrierten Bildschirms allerdings nicht ausreichend - dafür ist das Gerät aber auch nicht gedacht. Ein Akku ist nicht vorhanden, das Gerät können Sie ausschließlich mit dem externen Netzteil betreiben. Das Nachfolgemodell ET1603 soll hingegen über einen kleinen Akku verfügen und so eine (eingeschränkte) Mobilität im Sinne einer unterbrechungsfreien Stromversorgung (USV) für einige Minuten bieten. Als optionales Zubehör ist eine Wandhalterung erhältlich: Nach der Entfernung des ab Werk angeschraubten Standfußes mit integriertem Tragegriff können Sie die Halterung auf der Geräterückseite montieren und den Asus Eee Top an die Wand hängen.

Auf der Vorderseite des Asus Eee Top liegen unter dem Display die beiden ordentlich klingenden Stereo-Lautsprecher; über der Anzeige befinden sich eine 1,3-Megapixel-Webkamera und ein Mikrofon. Bei so vielen ins Gehäuse integrierten Komponenten ist mit dem üblichen PC-Kabelsalat auf und unter dem Schreibtisch also erst einmal nicht zu rechnen. Sie können beispielsweise Musik hören, Divx-Videos abspielen und Video-Telefongespräche via Skype führen, ohne dass separate Kabel für Monitor, Lautsprecher und Webkamera auf dem Schreibtisch herumhängen.

Die Festplatte ist mit 160 GB knapp bemessen - bei Nettop-Geräten ist dies gegenwärtig allerdings die Standardgröße. Ein optisches Laufwerk ist nicht vorhanden und muss - falls gewünscht - extern angeschlossen werden. Hier haben andere Nettop-Geräte in Desktop-Bauweise ohne Display einen entscheidenden Vorteil: Der "MSI Wind PC Nettop" hat beispielsweise einen DVD-Brenner integriert. Für Peripheriegeräte stehen sechs USB-Anschlüsse, LAN-, Line-in-, Mikrofon- und Lautsprecheranschluss sowie eine Öse zum Anbringen eines Kensington-Schlosses zur Verfügung. Eigentlich wäre das Gehäuse groß genug, um noch mehr Anschlüsse unterzubringen - Asus hat darauf aber wohl aus Design-Gründen verzichtet. An der linken Gehäuseseite befindet sich allerdings ein Kartenlesegerät (MMC/MS/MS Pro/SD/SDHC). Als Betriebssystem ist Windows XP Home inklusive Service Pack 3 vorinstalliert (eine Recovery-DVD liegt bei). Zusätzlich spendiert Asus für Büroaufgaben das nicht ganz taufrische Office-Paket Staroffice 8.

Tempo: Die Benchmark-Ergebnisse des Asus Eee Top sind unterirdisch! 70 Punkte in der 3D-Mark-06-Wertung sind der schlechteste jemals von uns gemessene Wert bei einem Desktop-PC. Dasselbe gilt auch für die Wertung im PC-Mark-05-Benchmark: Mit 1527 Punkten schaffte es der Asus Eee Top gerade noch über die Marke von 1550 Punkten. Beim Durchlauf von 3D Mark 06 konnte der Rechner sogar erst beim zweiten Versuch ein Ergebnis ausgeben - im ersten Versuch hatte sich der PC aufgehängt. Flash-Videos auf Webseiten gibt der Eee Top aber flüssig wieder.

Die wenig überzeugenden Tempo-Testergebnisse sind aber nicht weiter verwunderlich. Intels Atom-Plattform ist für einen stromsparenden Betrieb optimiert. Im Fokus standen bei der Entwicklung mobile (Zweit-)Geräte - keine Leistungs-Maschinen für anspruchsvolle Computerspieler. Die herausragenden Eigenschaften der Atom-Plattform liegen im Ergonomie-Bereich.

Ergonomie: Der Stromverbrauch des Asus Eee Top liegt im Desktop-Betrieb bei 33 Watt. Hätte der ET1602 kein integriertes Display, wäre dieser Wert nur Mittelmaß unter den Nettop-PCs. Aber wenn man bedenkt, dass bei diesem Wert der Stromverbrauch des Displays mit eingeschlossen ist, dann ist dieses Ergebnis hervorragend. Unter voller Last steigt der Energieverbrauch um weniger als 10 Watt an: 41,6 Watt haben wir gemessen. Im Vergleich dazu sind die Asus Eee Box B202 mit 24,2 Watt, der Averatec A1 (inklusive Display) mit 33,3 Watt und der MSI Wind PC Nettop mit 41,2 Watt etwas sparsamer. Von diesen Werten kann ein Spiele-PC hingegen nur träumen - Werte über 300 Watt sind bei aufwändigen Spielesequenzen keine Seltenheit. Der HE-Computer High End Cube Ultra verbraucht mit seinem Crossfire-Grafikkarten-Gespann beispielsweise bis zu 376 Watt unter Volllast. Asus hat also unter Verwendung von Netbook-Komponenten aus dem Hause Intel das Ziel erreicht: Ein Desktop-PC, der inklusive Display und integrierten Multimedia-Komponenten (Webkamera, Lautsprecher) dauerhaft weniger als 50 Watt verbraucht, ist in Zeiten stetig steigender Energiepreise ein echter Hoffnungsschimmer.

Ähnlich erfreuliche Neuigkeiten gibt es von der Geräuschentwicklung, oder besser gesagt "Geräuschvermeidung" zu vermelden: Mit einem Wert von 18,1 dB(A) im Desktop-Betrieb liegt uns das zweitbeste Ergebnis nach 16,5 dB(A) beim Averatec All-In-One A1 vor. Unter voller Last hat der Eee Top sogar einen neuen Spitzenwert erreicht: 19,4 dB(A) sind das beste Ergebnis, das wir je gemessen haben: Außer einem kleinen Festplatten-Knistern, das man nur hört, wenn man den Kopf direkt an das Gerät hält, arbeitet der Design-PC flüsterleise. Beim 3D-Mark-06-Benchmark ist uns allerdings aufgefallen, dass der Asus Eee Top die entstandene Wärme nicht immer schnell genug abführen kann: Das Gehäuse erwärmt sich spürbar und aus den (sehr kleinen) Lüftungsschlitzen an der Oberkante des Gehäuses sowie auf der Rückseite strömt sehr warme Luft. Auch die größeren Lüftungsschlitze an der Unterseite helfen nicht bei einer schnelleren Wärmeabfuhr. Ein paar weitere Lüftungsschlitze an der Rückseite des Gehäuses würden dieses Problem beheben. Vielleicht findet Asus für die Nachfolgemodelle eine Lösung, die dem schicken Design keinen Abbruch tut.

Fazit: Asus hat den Spagat geschafft, alle wichtigen PC-Funktionen in einem attraktiven Designer-Gehäuse zu vereinigen. Insbesondere die sensationell guten Ergonomie-Werte legen für zukünftige Konkurrenten aus der All-in-One-Liga die Messlatte sehr hoch. Bei der Kühlung unter voller Rechenleistung gibt es noch Verbesserungsbedarf. Systemabstürze aufgrund hoher Prozessor- und Grafik-Auslastung dürfen bei einem Nettop-PC nicht passieren. Als Spiele-PC ist der Asus Eee Top zwar ungeeignet - flashbasierte Browserspiele laufen allerdings problemlos. Wenn Sie im Internet surfen, E-Mails beziehungsweise Texte schreiben und ab und zu einmal eine DVD anschauen möchten, reicht die Rechenleistung voll aus. Für den DVD-Genuss ist allerdings ein externes DVD-Laufwerk notwendig, dessen Anschaffung gegebenenfalls nochmals mit mindestens 45 Euro zu Buche schlägt und für Kabelsalat sorgt. Ein Slot-in-Laufwerk ist schmal und kann Datenträger auch in senkrechter Lage aufnehmen - mit kleineren Änderungen am Gehäuse wäre eine Integration problemlos möglich. Die Netzwerk-Konnektivität ist mit Gigabit-LAN und WLAN nach dem Standard 802.11n vorbildlich und für Nettop-Geräte keineswegs Standard. Wer einen (Zweit-)PC für Büro-Aufgaben und zum Surfen im Internet sucht, wird mit dem Asus Eee Top einen zuverlässigen Helfer finden, der viele Blicke auf sich zieht. Aufgrund des schicken Designs zum attraktiven Preis und der intuitiven Bedienung via Touchscreen überzeugt der Asus Eee Top 1602 durch seine durchdachte Gesamtkonzeption.

Die technischen Daten

Prozessor: Intel Atom N270 (1,6 GHz);

Arbeitsspeicher: 1024 MB;

Grafikchip: Intel GMA-950, 8 MB (shared Memory: ja);

Festplatte: 1x Seagate ST9160310AS; 152,0 GB;

optisches Leselaufwerk: nein;

Brenner: nein;

Betriebssystem: Windows XP Home SP 3;

Ethernet: ja (10/100/1000 MBit/s);

WLAN: 802.11n;

Bluetooth: nein;

Schnittstellen Peripherie: 6 mal USB;

Schnittstellen Video: nein;

Mikrofon: 1;

Kopfhörer: nein;

Line-In: 1;

Line-Out: 1;

S/P-Dif in: nein;

S/P-Dif out: nein;

Straßenpreis (Juli 2009): ab 430 Euro.