Cloud-Management

Wie Unternehmen den Cloud-Wildwuchs in den Griff kriegen

17.10.2016
Von 
Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.

Cloud-Management-Software: Die Qual der Wahl

Die passende Cloud-Management-Software zu finden, ist für IT-Verantwortliche keine leichte Aufgabe. In dem noch jungen Markt der Cloud Management Platforms (CMP) tummeln sich zahlreiche Anbieter mit unterschiedlichen Ansätzen. Unternehmen sollten sich über die jeweiligen Einschränkungen dieser Optionen im Klaren sein, bevor sie sich für ein System entscheiden, empfiehlt Mindy Cancila, Research Director und Cloud-Expertin bei Gartner. Wer etwa IaaS-Ressourcen managen wolle, stelle ganz andere Anforderungen als ein klassischer SaaS-Nutzer.

Mit Cloud-Management-Tools wie Cloudyn können Unternehmen nachverfolgen, wie viel Geld sie für Cloud-Services ausgeben.
Mit Cloud-Management-Tools wie Cloudyn können Unternehmen nachverfolgen, wie viel Geld sie für Cloud-Services ausgeben.
Foto: Cloudyn

Viele Unternehmen haben ihre "Cloud Journey" mit SaaS-Produkten wie Office 365 oder Salesforce.com begonnen, berichtet sie. In der Regel brauchten sie für eine effiziente Nutzung zunächst keine dedizierte Management-Plattform. Ganz anders verhalte es sich beim Thema Infrastructure as a Service (IaaS). Wer Cloud-basierte virtuelle Maschinen, Storage oder Datenbanken nutze, sei mit einer höheren Komplexität konfrontiert und werde in der Regel schnell von einer IaaS-Management-Plattform profitieren, insbesondere in Hybrid-Cloud-Umgebungen (siehe auch: Die besten Lösungen für Hybrid Cloud Managament).

Cancila unterteilt den CMP-Markt in die zwei Kategorien native Tools von Cloud-Providern und Third Party CMPs. Alle großen Public-Cloud-Player, darunter Amazon Web Services, Microsoft Azure, Google Cloud Platform und IBM SoftLayer, offerieren beispielsweise eigene "native" Werkzeuge, um ihre Produkte zu managen. Amazon etwa hat das Tool CloudTrail im Porfolio, das detaillierte Log-Reports für jeden API-Aufruf innerhalb eines Benutzerkontos erstellt.

Die zweite Option, die sich Unternehmen bietet, sind CMPs von Drittanbietern, die häufig auch unter dem Begriff Cloud Services Brokerage (CSB) gehandelt werden. Anbieter wie RightScale ermöglichen es IT-Verantwortlichen damit etwa, ihre AWS- und Azure-Ressourcen über eine einzige Konsole zu verwalten. Zu dieser Produktkategorie zählt Gartner beispielsweise auch Microsofts Operations Management Suite, VMwares vRealize und IBMs CloudMatrix. Ihr Vorteil liege darin, dass sie nicht an eine bestimmte Plattform gebunden seien. Andererseits müssten Kunden dafür mit Einschränkungen leben. So böten die nativen Tools der Cloud-Provider in der Regel mehr und tiefergehende Funktionen für die eigenen Dienste. Cancilas Empfehlung lautet denn auch: Wer nur Dienste eines einzigen Public-Cloud-Providers nutze, sei mit dessen Verwaltungs-Tools am besten bedient. Unternehmen mit einer Multi-Cloud-Strategie sollten dagegen eher ein Third-Party-CMP in Betracht ziehen.

Insgesamt habe sich der Cloud-Management-Markt immer weiter aufgefächert, so Cancila. Viele Anbieter starteten in einem kleinen Teilsegment und bauten ihr Portfolio dann sukzessive aus. Sie sieht vier Kernbereiche, die aktuelle Management-Tools heute abdecken:

Cloud Management und Service Brokerage: Hier geht es um Software, die Cloud-Ressourcen über mehrere Provider hinweg zum Teil automatisiert hoch- und herunterfahren kann. Beispiele dafür sind RightScale und CloudMatrix.

Expense Management: Mit solchen Systemen können Unternehmen herausfinden, wieviel Geld sie für ihre Cloud-Services ausgeben und wie sich diese Ausgaben im Zeitverlauf entwickelt haben. Einschlägige Tools sind darüber hinaus in der Lage, ungenutzte Instanzen zu identifizieren, die sich womöglich abschalten lassen, um Kosten zu sparen. Zu den Vertretern dieser Kategorie gehören etwa Cloudyn und Cloud Cruiser.

Operational Management: Zu den Fragen, die diese Tools beantworten können, gehören unter anderem: Wie viele Ressourcen werden aktuell genutzt und wie stellen sich diese Werte im Monats- oder Jahresvergleich dar? Wie viele Anwender greifen auf die Cloud-Umgebung zu und was tun sie dort? Beispiele für solche Tools sind New Relinc und Splunk.

Governance: In diese Kategorie fallen Cloud Access Security Brokers (CASB). Sie können steuern, welche Benutzer auf welche Cloud-Ressourcen zugreifen dürfen. Derartige Funktionen bieten etwa SkyHigh Networks oder BitGlass.

Cloud-Management: Der Markt ist noch unreif

Keines der genannten Tools decke derzeit alle vier Funktionsbereiche über alle Cloud-Provider ab, berichtet die Gartner-Analystin. In den vergangenen Jahren arbeiteten die Anbieter intensiv daran, ihr Portfolio durch neue Features zu ergänzen. Das habe auch zu einer Reihe von Übernahmen und Fusionen geführt. IBM beispielsweise kaufte Gravitant, CSC übernahm ServiceMesh und Cisco die Softwareschmiede Cliqr. Cancila erwartet, dass diese Entwicklung anhält. Entscheidern in Unternehmen rät sie, anhand von Use Cases zu definieren, welche Features für sie am wichtigsten sind und sich auf dieser Basis für einen Anbieter zu entscheiden.