Wie IT-Profis einen neuen Job finden

05.02.2003
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.

Die Rechnung ging auf: Nach vier Bewerbungen, bei denen sich Stähler jeweils auf das Gespräch mit einem Firmenvertreter während der IHK-Veranstaltung bezog, kamen drei Einladungen zum Vorstellungsgespräch zurück - und das, obwohl keine der Firmen eine vakante Stelle ausgeschrieben hatte. Heute arbeitet er als Sales-Manager für die Thales Information Systems GmbH, eine Unternehmensberatung, die sich auf Standardsoftware spezialisiert hat. Stählers Fazit: „Es reicht nicht mehr, 40 Bewerbungen abzuschicken und zu warten, bis sich eine Firma meldet. Vielmehr kommt es darauf an, einen Bedarf zu sehen oder zu wecken. Man muss seine Arbeitsleistung wie ein Produkt vermarkten und beispielsweise schon im Anschreiben deutlich machen, warum die eigene Person einen Mehrwert für die Firma bringen könnte.“

Zurück in die Old Economy

 Früher ging Jan Ackermann auch in die Arbeit, um Freunde zu treffen. Heute geht er dorthin, um zu arbeiten. Eine Veränderung, den sein Wechsel von Unternehmen der New Economy zum „Tanker“ Thyssen Krupp unweigerlich mit sich brachte, die er aber im Nachhinein begrüßt. Obwohl erst 26 Jahre jung, hatte der studierte Wirtschaftsinformatiker drei Jahre lang das Auf und Ab der IT-Branche hautnah miterlebt. Ein Jahr, nachdem er bei dem Internet-Dienstleister Marchfirst seine Diplomarbeit geschrieben und erste Berufserfahrung gesammelt hatte, fand sich Ackermann als umworbener Kandidat auf einer Recruiting-Veranstaltung in Berlin wieder. In zwei Tagen führte er Vorstellungsgespräche mit 13 Firmen und entschied sich im Oktober 2000 für die Concept AG.

Doch eineinhalb Jahre später wurde Concept von der Werbeagentur Ogilvy gekauft, und die Aufgaben des technischen Projektleiters Ackermann verloren zunehmend ihren IT-Bezug: „Ich wollte nicht nur schicke Web-Seiten basteln, sondern mein Wissen aus dem Studium über Datenbanken, SAP-Software etc. einbringen.“ Dass er das seit März 2002 bei Thyssen Krupp Nirosta, der Edelstahl-Tochter des Konzerns, in der Stabsabteilung E-Business tun kann, verdankt er auch dem richtigen Zeitpunkt. Der IT-Arbeitsmarkt stellte sich für den jungen Wirtschaftsinformatiker noch so dar, dass sich ihm dank seines schnellen Studiums und Praxiserfahrung durchaus Chancen boten. Zwar waren Recruiting-Veranstaltungen, auf denen Bewerber unter Arbeitgebern wählen konnten, bereits selten. Stattdessen musste er sich in Zeitungen und Internet genau über Unternehmen informieren und in Jobbörsen nach Offerten suchen.

„Wahllose Bewerbungen machen keinen Sinn“, so die Erfahrung des 26-Jährigen. „Es ist zum Beispiel wichtig, die Geschäftsprozesse der Branche zu kennen.“ Die Firmen fühlten ihrem Bewerber genau auf den Zahn. Zwei, oft auch drei Vorstellungsgespräche waren die Regel. „Die Unternehmen überlegen sich einfach gründlicher, ob sie jemanden einstellen“, so Ackermann. Teilweise wurde auch ums Gehalt gefeilscht. Dennoch hatte Ackermann Glück und musste hier keine Abstriche machen. Er arbeitet auch nicht mehr bis 22 Uhr, sondern bis 18 Uhr. Das strukturiertere Arbeiten empfindet er als Bereicherung, ebenso wie die Vielfalt der Themen, mit denen er sich bei Thyssen Krupp Nirosta auseinander setzen muss: angefangen von E-Procurement über Management-Informationssysteme bis hin zu Marktplätzen und Content-Management-Lösungen