Wie IT-Profis einen neuen Job finden

05.02.2003
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Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.

Monatelang arbeitslos, und das in der Hightech-Region München - der Systemadministrator war frustriert und begann an sich zu zweifeln: „Manchmal dachte ich auch, dass ich mit 35 Jahren schon zu alt oder auch zu teuer bin.“ Er begann sich bundesweit umzuschauen und auch in seinem größeren Bekanntenkreis nach Möglichkeiten zu suchen. Als ihm ein Bekannter eine Stelle als Systemadministrator bei der Karlsruher Map & Guide GmbH anbot, griff er zu. Heute arbeitet Papenberg für den mittelständischen Softwarehersteller für Routenplanung und bereut den Umzug nach Karlsruhe nicht: „In Zeiten wie diesen darf man bei der Jobwahl nicht örtlich begrenzt sein. Hochs und Tiefs wechseln sich in der IT-Branche ab, da muss man durch. Man muss auch Abstriche machen können.“

Öffentlicher Dienst als Alternative

 Thomas Schmitz ist 44 Jahre alt und einer der vielen Quereinsteiger in der IT-Branche: Nach seinem Pädagogikstudium war er zunächst fünf Jahre in er Behindertenarbeit tätig, bevor er sich zum Informatikassistenten umschulen ließ. Dann arbeitete er acht Jahre für ein Softwarehaus als Trainer und später Systemadministrator, wofür er sich zum Certified Novell Administrator (CNA) und Microsoft Certified Systems Engineer (MCSE) zertifizieren ließ.

Dass schon seine zweite Bewerbung zum Erfolg führte und er heute als Systemadministrator an der Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg arbeitet, ist für Schmitz kein Zufall. Obwohl ihm sein vorheriger Job gut gefiel und er auch aus anderen Gründen nicht gezwungen war, einen neuen Arbeitgeber zu suchen, beobachtete er zwei Jahre lang den Arbeitsmarkt. „Ich wollte zur richtigen Zeit wechseln, das heißt, bevor ich 50 Jahre bin. Denn dann ist es oft zu spät“, so Schmitz.

Also studierte der Systemadministrator viele Stellenanzeigen und glich sie mit seinem Profil und seinen Wünschen ab. Nur wenn die Übereinstimmung groß war, bewarb er sich auch. Für Schmitz hat die Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg und damit der öffentliche Dienst gepasst. „Mir ist es wichtig, dass die Arbeitszeit flexibel ist und auch kalkulierbar bleibt“, sagt der Vater zweier kleiner Kinder. Dafür nimmt er auch das starre Gehaltsgefüge, die manchmal etwas schwerfälligeren Abläufe und die begrenzten Karriereperspektiven in Kauf: „Da ich in meinem Fachbereich der einzige Systemadministrator bin, kann ich nicht mehr aufsteigen.“

Als positiv empfindet er auch, dass sein Alter nicht als Nachteil, sondern im Sinne einer längeren Berufserfahrung und Kontinuität als Vorteil gesehen wird - schließlich kann sich der Arbeitgeber sicher sein, dass Schmitz seine Stelle weniger als Übergangslösung denn als langfristiges Engagement begreift.

Marketing in eigener Sache

Mit der Selbständigkeit erfüllte sich Bernd Stähler einen lang gehegten Wunsch. Zuletzt hatte der Maschinenbauingenieur 13 Jahre als Service-Manager für einen internationalen IT-Dienstleister in Köln gearbeitet, bis dieser umstrukturierte und ihn vor die Wahl stellte: Versetzung nach München oder Auflösungsvertrag. Der heute 43-Jährige entschied sich im September 2001 für den zweiten Weg, zumal ihm die komfortable Abfindungssumme und die guten Kontakte einen weichen Start in die Selbständigkeit zu ebnen schienen. Doch bald musste Stähler erkennen, dass er als IT-Berater nicht die Projekte an Land ziehen konnte, die er sich gewünscht hätte: „Als Einzelkämpfer dürfen Sie kein ERP-System einführen, sondern nur eine DFÜ-Verbindung einrichten oder Hardware und Software beschaffen.“

Da die Geschäfte zudem mehr schlecht als recht liefen, machte er sich nach einem Jahr auf Jobsuche - mit zunächst ernüchternden Erfahrungen: „Meine ersten Bewerbungen wurden abgelehnt, und ich bekam nicht einmal den Grund genannt, obwohl ich telefonisch nachhakte.“ Doch Stähler ließ sich nicht entmutigen und änderte seine Bewerbungsstrategie: Zunächst informierte er sich über Presse und Internet, welche Firmen zu ihm passen könnten und wo diese präsent waren. „Als besonders ergiebig entpuppten sich die Veranstaltungen der Industrie- und Handelskammer“, erinnert er sich. „Die sind meist kostenlos und werden branchen- und themenbezogen angeboten. Ein Vorteil ist, dass man dort Kontakte zu den Vertretern der Firmen in der Region knüpfen kann, die fast alle in der IHK sind.“