Was Powerfrauen raten

Wer Karriere machen will, darf nicht zu nett sein

01.08.2011
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.

Beruf und Familie verknüpfen

Wenn Tanja Kopietz morgens mit Rollkoffer und Laptop das Haus verlässt, übergibt sie ihre Kinder in die Obhut der Kinderfrau. An drei Tagen in der Woche arbeitet die Senior-Beraterin des Management- und IT-Beratungshauses Accenture beim Kunden. Ihr Hauptaufgabenfeld sind Projekte im Bankensektor in den Bereichen Learning und Collaboration sowie Projekt- und Change-Management. Vor zwölf Jahren wechselte die Diplom-Psychologin von der Selbständigkeit in die Beraterbranche. "Ich bin den klassischen Weg von der Analystin zur Senior-Managerin gegangen", erzählt die heute 41-Jährige.

Tanja Kopietz, Accenture: "Ich habe auch während meiner Erziehungszeiten den Kontakt zu Kollegen und Vorgesetzten aufrechterhalten und bin thematisch am Ball geblieben."
Tanja Kopietz, Accenture: "Ich habe auch während meiner Erziehungszeiten den Kontakt zu Kollegen und Vorgesetzten aufrechterhalten und bin thematisch am Ball geblieben."
Foto: Accenture

Doch ganz gewöhnlich ist ihr Karriereweg keineswegs. Oft entschleunigen Elternzeiten besonders den Aufstieg von Frauen. Ganz anders bei Kopietz. Nach der Geburt ihres ersten Kindes vor zehn Jahren arbeitete sie stundenweise, auf die Geburt des zweiten Kindes zwei Jahre später folgten acht Monate Elternzeit. Anschließend baute sie ihr Stundenkontingent peu à peu auf heute 24 Wochenstunden aus. Ihrer Karriere haben diese Familienzeiten nicht geschadet. Accenture schätzt die erfahrene Managerin und beförderte sie auch als Teilzeitkraft. "Mein Wiedereinstieg war kein Problem, denn ich habe auch während meiner Erziehungszeiten den Kontakt zu Kollegen und Vorgesetzten aufrechterhalten und bin thematisch am Ball geblieben."

Allerdings erfordert es ein gehöriges Maß an Disziplin, Beruf und Familie so miteinander zu verknüpfen, dass es von keiner Seite Klagen gibt. "Ich gehe ganz offen mit dem Thema um. Kunden und Kollegen wissen, dass ich Kinder habe und deshalb nicht die ganze Woche anwesend sein kann." Wenn Kopietz morgens das Haus verlässt, weiß sie, dass ihr Sohn und ihre Tochter in guten Händen sind und sie sich ganz auf ihren Job konzentrieren kann. "Meine Kinder wissen immer, wo ich bin. Ich nehme beide Welten gleich ernst." Kopietz kann sich die eine Welt ohne die andere nicht vorstellen. "Das ist der einzig machbare Weg für mich."

Für die erfahrene Accenture-Managerin hängt die Qualität einer guten Führungskraft nicht von einer permanenten Präsenz ab. Für die Kollegen ansprechbar sein, das Maximum in einem Projekt erzielen, offen mit Vorgesetzten über eigene Karrierepläne sprechen und früh geknüpfte Netzwerke in unterschiedliche Fach- und Hierarchieebenen, waren wichtig für ihre Karriere. "Man darf sich nicht verstecken, sollte offen für Neues sein und nie halbherzig an eine Aufgabe herangehen."