Wer bekommt den Zuschlag für Triaton?

15.10.2003
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Fraglich ist, wie viel Zeit den Käufern für taktische Spielereien bleibt, denn Thyssenkrupp wird den Verkaufsprozess möglichst kurz gestalten wollen, um die im Mai dieses Jahres beschlossene Neuausrichtung des Konzern voranzutreiben. Das dafür erforderliche Geld soll mit dem Verkauf von Randaktivitäten wie der IT-Dienstleistungssparte eingespielt werden. Schon bei der kürzlichen Veräußerung des Garagentorherstellers Novoferm zeigte die Konzernspitze Entschlossenheit zur schnellen Abwicklung. Ähnliches ist für Triaton zu erwarten. Der Verkauf der IT-Tochter, die im vergangenen Jahr rund 360 Millionen Euro einnahm, dürfte den Düsseldorfern einige 100 Millionen Euro einbringen. Insider erwarten einen Verkaufspreis von rund 250 Millionen Euro.

Entscheidung vermutlich noch in diesem Jahr

Alles läuft also darauf hinaus, dass Thyssenkrupp und die Investmentbank Lazard nur einen zweistufigen Verkaufsprozess anstreben; eine endgültige Entscheidung könnte noch in diesem Jahr fallen. Der Zeitplan sähe dann folgendermaßen aus: Nach Abgabe der ersten Angebote folgt eine knapp zwei Wochen währenden Phase, in der die eingegangenen Unterlagen ausgewertet werden. Danach laden die Entscheider vermutlich drei (maximal fünf) IT-Dienstleistern zu Vertragsverhandlungen ein. Parallel zu diesen Gesprächen, also etwa Anfang bis Mitte November, dürften sich die Kandidaten im Rahmen der Due Diligence intensiv mit Triaton beschäftigen.

Ende November beziehungsweise Anfang Dezember sollten die Interessenten die Verträge von Triaton mit Drittkunden sowie die zu übernehmenden Aktiva und Mitarbeiter so weit einschätzen können, dass sie ein verbindliches Angebot abzugeben vermögen. Den Zuschlag an einen Investor bis Ende Dezember halten Branchenexperten für sportlich, aber machbar. Realistisch ist dieser Zeitrahmen auch deshalb, weil Triaton als etablierter Dienstleister gilt, der mit seinen Kunden marktübliche Verträge, eindeutige Schnittstellen sowie klare Service-Level-Agreements vereinbart hat. Die in den Abkommen verborgenen Überraschungen und Unwägbarkeiten sollten sich in Grenzen halten.

Der Kreis der potenziellen Käufer ist eng begrenzt. Ausschließen lassen sich wohl indische Softwarehäuser, denn das Topmanagement des Industriekonzerns wird kaum die Vorreiterrolle einnehmen und das Rechenzentrum an einen Offshore-Anbeiter auslagern. "Thyssenkrupp hat ein natürliches Interesse daran, einen zuverlässigen Partner zu finden", erläutert Schmucker. "Daher glaube ich nicht, dass ein als branchenfremd einzustufender Private-Equity-Fonds zum Zuge kommt. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird Triaton an einen strategischen Dienstleister gehen, also an einen Anbieter wie IBM, EDS, CSC, T-Systems, Siemens Business Services, Cap Gemini oder Atos Origin."

Eigentlich interessant ist für diese Servicespezialisten der Outsourcing-Vertrag mit dem Konzern. "Gemessen am zuletzt erzielten Umsatz wird die Verkaufssumme nicht berauschend sein", vermutet Schmucker. "Die Verträge mit den externen Kunden werden mit keinem so hohen Multiplikator versehen wie das Outsourcing-Abkommen mit Thyssenkrupp." Deshalb gilt es auch als wahrscheinlich, dass der Triaton-Verkauf gleich mit einer Verlängerung des laufenden Outsourcing-Vertrags mit Thyssenkrupp einhergeht.