Fachkräfte dringend gesucht
Ein drängendes Problem deutscher Unternehmen bleibt der Mangel an IT-Fachkräften. 71 Prozent der Befragten melden akuten Bedarf an qualifiziertem Personal. Vor allem an Support-Mitarbeitern fehlt es, die Nachfrage hat im Vergleich zum Vorjahr stark zugenommen (siehe Grafik: Bedarf an IT-Fachkräften). Auf der Wunschliste der IT-Chefs stehen auch weiterhin Spezialisten für Business Applications wie ERP oder BI (Business Intelligence), wenn auch nicht mehr in dem Maße wie in den vorangegangen zwei Jahren.
Immerhin sieben Prozent der Umfrageteilnehmer suchen explizit nach Experten für Cloud Computing. Daraus zu schließen, die Zeiten der Großrechner-IT im RZ neigten sich dem Ende zu, wäre allerdings verfehlt. Der Bedarf an Mainframe-Spezialisten ist in den letzten drei Jahren relativ konstant geblieben und zuletzt sogar wieder leicht gestiegen.
- 1. Business-Architekten
Auch in den Vorstandsetagen weiß man mittlerweile, dass IT nicht nur ein integraler Bestandteil jeder Erfolgsgeschichte ist, sondern dass sie ein Unternehmen auf dem Weg zur Erreichung seiner Ziele vorantreibt. Auf dieser Erkenntnis basiert die Schaffung eines neuen Typus: der „Business Architect“, der mehr ist als ein „Enterprise Architect“ und Fortschritte bei der Verschmelzung von technologischen und geschäftlichen Prozessen garantieren soll. „Der Zweck von Business-Architektur ist es, den Zusammenhalt der Fachbereiche zu gewährleisten“, erläutert Alex Cullen, Analyst bei Forrester Research. „Es handelt sich um eine um die geschäftliche Planung herum gebaute Rolle mit der Aufgabe, eine effektivere Nutzung von IT zu ermöglichen.“ Das soll beispielsweise im Vertrieb, im Kundenservice und anderen Schlüsselbereichen geschehen. - 2. Data Scientist / Daten-Wissenschaftler
Die Goldsucher des digitalen Zeitalters. Während sich die Terabytes an strukturierten und unstrukturierten Daten alle 18 Monate verdoppeln, braucht es Könner, die aus dem unüberschaubaren Datenfluss die wertvollen Körner sieben. Also jene Informationen, die für das Unternehmen nützlich sein könnten – etwa, wenn sie etwas über Vorlieben und Verhalten von Kunden verraten. Und das ist nur eine Aufgabe, die der Data Scientist übernimmt. Er wertet auch Trends aus, um die Firmenwebsite nach den Ansprüchen der Kunden zu optimieren. Innerhalb der IT-Abteilung übernimmt er die forensische Analyse und spürt Sicherheitsbedrohungen auf. Oder er entdeckt Fehler im Storage Cluster. - 3. Social-Media-Architekt
Social Media meint nicht länger nur Facebook, Twitter und andere populäre Plattformen. IBM, Jive und Yammer haben längst eine neue, für Unternehmen interessante Welle eingeleitet, indem sie Tools für private und offene Clouds anbieten, die Social Media für Business-Zwecke neu definieren. In diesem Zusammenhang sind IT-Spezialisten gefragt, die mit ihrer Expertise sichere Communities innerhalb des Firmennetzwerks aufbauen und den Dialog zwischen Mitarbeitern und Kunden steuern. „Die Firmen wollen den Nutzen von Social Media ohne das Risiko, ihr Geschäft in die Hände von Facebook und Twitter zu geben“, sagt IDC-Analyst Michael Fauscette. - 4. Mobile Technology Expert / Mobile-Experte
„Mobilität ist der größte Faktor, der derzeit die IT verändert“, sagt Stewart Tan vom Anbieter Accretive Solutions. Die Palette der Aufgaben in diesem Zusammenhang ist bunt: der Aufbau mobiler Apps, die Gestaltung einer mobilen Strategie und die Sicherung der mobilen Endgeräte. Entsprechend suchen die Firmen derzeit händeringend nach Experten für Mobiltechnologie. Ein unverkennbarer Schrei nach Hilfe, meint InfoWorld. Denn eine präzise Bezeichnung der zu vergebenden Jobs hat sich noch nicht herauskristallisiert. Die Unternehmen benötigen schnell Spezialisten, die ihre drängenden Probleme lösen. Wer sich also mit der Steuerung von BlackBerrys, Androids und iPhones auskennt, hat aktuell beste Karten. Gesucht werden außerdem Leute, die mobile Plattformen für den geschäftlichen Gebrauch auswerten können, firm in der Spezifikation von Endgeräten sind sowie Nutzer und Entwickler im Unternehmen unterstützen können. - 5. Enterprise Mobile Developer / App-Entwickler für Unternehmen
Insgesamt suchen die Unternehmen nach Experten, die mobile Apps entwickeln können. „Die Firmen wollen die mobilen Daten sinnvoll nutzen und entsprechende Apps gestalten – und dabei Sicherheit und Compliance garantiert haben“, sagt Alice Hill, Managing Director bei Dice.com. Benötigt werden entsprechende Programmierkenntnisse: Objective-C für das iPhone, Java für Android und Blackberry sowie HTML5 für die mobile Web-Entwicklung. Der Hauptunterschied zur gängigen Anwendungsentwicklung ist der besondere Fokus auf Sicherheit und Compliance. - 6. Cloud-Architekt
Auch der Trend des Cloud Computing schafft neue Möglichkeiten für IT-Spezialisten auf dem Arbeitsmarkt. „Es gibt ein starkes Momentum hin zur Cloud-Integration“, stellt Ron Gula fest, CEO von Tenable Network Security. „Gesucht werden Leute sein, die die Architektur unter dem Blickwinkel der Einfachheit identifizieren können.“ Fraglos sind die Chancen umso größer, je vertiefter die Kenntnisse über virtualisierte Netzwerke und Management sind.
Ausblick: Wie geht es weiter mit der Cloud?
Dass Cloud Computing die Nutzung von IT-Ressourcen grundlegend verändern wird, halten viele Experten mittlerweile für unumstritten. Auch die IDC-Analysten Matthias Kraus und Matthias Zacher sehen das Potenzial der Wolken-IT. Nach ihrer Einschätzung verschiebt sich der strategische Schwerpunkt derzeit vom Aufbau von Infrastrukturen hin zum Schaffen von Anwendungsplattformen und Ökosystemen. Der IT-Kompass 2012 zeigt zwar, dass zwei Drittel der deutschen Unternehmen noch keinen Einsatz von Cloud-Services planen. Doch nach Einschätzung der Marktbeobachter dürfte das Interesse nach einer Orientierungsphase wachsen.
Die Wahl der Cloud Computing-Form werde derzeit noch häufig durch Sicherheitsbedenken beeinflusst und führe daher eher zur Private Cloud und zu hybriden Szenarien (siehe Grafik "Geplante Ausprägungen von Cloud Computing"). Diese Vorgehensweise sei eigentlich nicht mit dem Anspruch der Unternehmen an eine verbesserte Kosteneffizienz vereinbar. IDC geht deshalb davon aus, dass Unternehmen künftig verstärkt Services aus der Public Cloud nutzen werden. Der Kampf um die bestimmende Rolle bei den Enterprise-Plattformen für Cloud-Szenarien beginne gerade erst, so die Analysten weiter. Etablierte Anbieter wie IBM, Microsoft und Oracle bekämen Konkurrenz durch Amazon, Google, Salesforce.com und VMware. (wh)
Lesen Sie auch Teil 2 des IT-Kompass 2012: Was IT-Chefs auf den Nägeln brennt