Was CIOs schlaflose Nächte bereitet

06.08.2002

CHANG: Ich habe schon den Eindruck, dass jetzt wirklich etwas geschieht. Zumindest sind alle unsere Sicherheitsexperten zurzeit sehr gefragt.

CW: Was sind gegenwärtig die technischen Themen, mit denen sich CIOs bevorzugt auseinander setzen?

CHANG: Integration. In den letzten fünf bis zehn Jahren gab es sehr viele Übernahmen, Merger und Akquisitionen. In der Folge arbeitet heute jedes größere Unternehmen mit einer Vielzahl von Plattformen und Anwendungen. Das Jahr 2002 bietet hier eine Chance, da es für CIOs den Charakter einer Auszeit hat. Der Nachfragedruck hat nachgelassen, die Wirtschaft ist vergleichsweise schwach, der Jahrtausendwechsel ist überstanden, und bei den E-Commerce-Themen wurde das Tempo herausgenommen. Unser Rat ist, diese Zeit nicht zu verschwenden, sondern für die dringend notwendige Konsolidierung der Infrastruktur zu nutzen.

Auch wenn das eigene Unternehmen nicht von Mergern betroffen war, ist hier meist viel zu tun. In den 70er Jahren hatten wir noch stark zentralisierte Organisationen mit ebensolchen IT-Strukturen. Dies hat sich einschneidend geändert, als die verschiedenen Geschäftsbereiche eine größere Autonomie erhielten. IT ist dieser Entwicklung gefolgt. Jetzt kehren wir tendenziell zu zentralistischeren Strukturen zurück. Es empfiehlt sich, genau anzusehen, wie das eigene Unternehmen aufgestellt ist. Wenn man dann die IT-Strukturen untersucht, kommt man nicht selten zu dem Schluss, dass diese ein bis zwei Jahre hinterherhinken. Erst wenn solche Diskrepanzen offen gelegt sind, kann man an der Synchronisierung der Strukturen arbeiten.

CW: Welche persönlichen Stärken braucht ein CIO, um seinen Aufgaben gewachsen zu sein?

CHANG: CIOs sollten Führer sein. Wenn ein CIO keine Manager-Qualitäten hat, kann er jemanden einstellen, der ihn unterstützt. Er selbst braucht jedoch eine genaue Vorstellung, wohin er das Team führen will. Er muss die Leute motivieren können, insbesondere zur Unterstützung von Veränderungsprozessen. Das ist ein schwieriges Thema, weil sich jeder vor Veränderungen fürchtet. Der CIO muss diese sowohl in seinem eigenen Team als auch bei den Anwendern im Unternehmen verkaufen können.