Was CIOs schlaflose Nächte bereitet

06.08.2002

CHANG: Insgesamt sollten Unternehmen, auch wenn sie massiv auslagern, rund zehn Prozent ihrer IT-Mitarbeiter behalten. Diese Leute müssen dann fünf Aufgaben erfüllen. Die wichtigste lautet: die Führung übernehmen. Man darf nicht die Outsourcer bestimmen lassen, wo es langgeht. Zweiter Punkt ist die IT-Architektur. Die ist speziell beim Outsourcing äußerst wichtig und kommt noch vor der Infrastruktur und der Implementierung. Drittens: Bevor man versucht, eine Software einzuführen, muss man wissen, warum man sie einführen will, und das kann nur jemand aus dem Unternehmen leisten, der sich mit Kollegen aus den Fachabteilungen bespricht. Laut einer Gartner-Umfrage scheitern 60 Prozent aller CRM-Projekte. Der Grund ist, dass davon sehr viele am falschen Ende begonnen wurden.

CW: Verfügen die Verantwortlichen über ausreichendes IT-Know-how?

CHANG: Das ist mein vierter Punkt: Wir nennen das Technology Advancement. Dabei geht es keineswegs um die Nutzung des aktuellsten Chips. Die Aufgabe der CIOs ist es vielmehr, sicherzustellen, dass die Geschäftsleute genug von Technik verstehen, um nach den richtigen Lösungen zu fragen. Bisher kümmern sich Business-Manager nämlich nur zu zwei Gelegenheiten um Technik: wenn sie nicht funktioniert oder wenn sie in einem Airline-Magazin etwas darüber lesen.

CW: Ist es nicht ein Armutszeugnis für die CIOs, wenn CEOs sich mit IT nur beschäftigen, nachdem sie im Airline-Magazin geblättert haben?

CHANG: Wir versuchen, auch CEOs auseinander zu setzen, wie wichtig IT für ihre Unternehmen ist. Leider haben Firmenchefs aber noch sehr viele andere Themen, zum Beispiel Regulierung oder Shareholder Value. Da ist die Versuchung groß, das Thema IT einem kompetenten CIO zu überlassen, und die meisten können ihr unglücklicherweise nicht widerstehen.

Bei der Planung eines neuen Produktionsstandorts werden normalerweise alle Direktoren zusammengeholt, um sämtliche Aspekte zu besprechen. Wenn aber von der IT die Rede ist, gehen die Vorstände lieber schlafen, nach dem Motto: Darum wird sich der IT-Director schon kümmern.