SaaS versus Lizenzsoftware

Unsicheres Einsparpotenzial

31.03.2010
Von 
Holger Eriksdotter ist freier Journalist in Hamburg.

Kosten von SaaS: Anwender sind verunsichert

Die Diskussion um die Gesamtkosten schreckt Anwender vom SaaS-Einsatz ab. Ein Übriges tun Sicherheitsbedenken.
Die Diskussion um die Gesamtkosten schreckt Anwender vom SaaS-Einsatz ab. Ein Übriges tun Sicherheitsbedenken.
Foto: Forrester

Ob und in welchem Maß diese Nutzer die Mietsoftware tatsächlich in Anspruch nehmen, hat keinen Einfluss auf die Rechnung. Gleichzeitig sehen SaaS-Verträge üblicherweise fest vereinbarte Laufzeiten mit definierter Nutzerzahl vor. Das widerspricht dem Utility-Prinzip, dass Mietapplikationen nur nach Verbrauch berechnet werden. "Viele SaaS-Anbieter behaupten, dass sie wie Stromanbieter ihren Kunden nur die verbrauchte Leistung berechnen. Das trifft aber in der Mehrzahl der Fälle überhaupt nicht zu", kritisiert DeSisto. Zwar gebe es Beispiele, etwa E-Commerce-Applikationen, die nach Anzahl der ausgeführten Transaktionen abgerechnet würden, "aber das sind eher Ausnahmen".

Sicher ist: Die Anwender sind sich über die tatsächlichen Kosten von SaaS-Lösungen nicht im Klaren. Nach einer Umfrage von Forrester Research unter 352 US-amerikanischen IT-Entscheidern Ende 2008 war es vor allem die Kostenfrage, die sie vor SaaS-Applikationen zurückschrecken ließ. 37 Prozent der Befragten wollten demnach keine SaaS-Lösung einsetzen, weil sie die Gesamtkosten nicht abschätzen konnten, 30 Prozent hatten Sicherheitsbedenken gegenüber dem SaaS-Modell. Schwierigkeiten bereiten oft die Nebenkosten. Denn während die Softwaremiete sich auch für längere Zeiträume exakt beziffern lässt, ist es weit schwieriger, die Kosten für Implementierung, Integration und Schulung der Anwender abzusehen. Ebenso hatten die Befragten Probleme, einzuschätzen, was es im SaaS-Betrieb kostet, Backup- und Security-Policies standardkonform zu formulieren und zu implementieren.

Zudem bestand weitgehende Unklarkeit über die Vertragsgestaltung für SaaS-Modelle. Während die Unternehmen bei Lizenzsoftware auf jahrzehntelange Erfahrungen zurückgreifen können, fehlt es bei SaaS-Verträgen noch an Vergleichsmöglichkeiten. Anwender akzeptierten deshalb oft Vereinbarungen, ohne die Vertragsbedingungen exakt einschätzen und vergleichen zu können, merken die Forrester-Analysten kritisch an.

Unumstritten ist bei Befürwortern wie Gegnern, dass sich SaaS-Lösungen erheblich schneller implementieren und nutzen lassen. Aber wie lässt sich eine kürzere Time to Market in Umsatz und Gewinn umrechnen? Wie hoch sind die Mehreinnahmen, wenn beispielsweise eine CRM- oder BI-Lösung drei Monate früher einsetzbar ist als beim Konkurrenten? In dynamischen Märkten lässt sich das allenfalls grob abschätzen.

Vorteilhaft für kleinere Unternehmen ist in der Regel, dass sie mit SaaS Zugriff auf ein Leistungsspektrum haben, das sie sich mit ihren eigenen IT-Kapazitäten wohl kaum verschaffen könnten. Doch im Mittelstand und in Großfirmen sieht das anders aus. SaaS-Lösungen erreichen hier noch nicht den Funktionsumfang, der mit Lizenzsoftware, tiefer Integration und entsprechendem Customizing möglich ist. Aber wie lässt sich der unterschiedliche Funktionsumfang in betriebswirtschaftliche Modellrechnungen umsetzen?