Weihnachten 2011

Unsere Buchtipps zum Fest

15.12.2011
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.

Mord in Freising

Wer die Diskussionen um den Münchner Flughafen verfolgt, vergisst gerne, dass der Flughafen in Freising liegt. Das gleichnamige Freisinger Moos hat mehr zu bieten als betonierte Landebahnen. Hinter den beim Steigflug immer kleiner werdenden Häusern und Gehöften liegen ganz eigene Geschichten.

Foto: Mesmer

Groß in Szene gesetzt wird Freising und das Moos dagegen von den beiden Autorinnen des Krimis "Mord im Moos?. Lokalpolitik, Provinz, große Gefühle und ein Mord kredenzen Alexandra Mesmer und Mia Arkelsson ihren Lesern. Lebhaft und bunt eröffnet sich dem Leser ein Panoptikum voller Charme und Lokalkolorit. Vom Geheimtipp für Insider mauerte sich der Titel in den vergangenen Monaten zum Bestseller. Noch ist das in kleiner Auflage gedruckte Buch zu haben und eignet sich hervorragend zum Verschenken für alle, die den Münchner Flughafen nur von ihren Geschäftsreisen kennen. Außerdem bleibt der Lerneffekt keineswegs auf der Strecke, denn der Mord mit einem antiken Schwert wird natürlich aufgeklärt.

Tipp: Was verleitet eine erfolgreiche Journalistin dazu, einen Krimi zu schreiben? Lesen Sie selbst.

  • Alexandra Mesmer, Mia Arkelsson: Mord im Moos. Ein Freising Krimi. 155 Seiten, 8,90 Euro.

Genialer Erzähler

Gut erzählen kann auch Peter Kurzeck. Prägnant, eloquent, ausufernd, doch nie langweilig, schildert der Autor das Dorf seiner Kindheit. Kurzeck liest keinen Roman vor. Die knapp fünfstündige Reise in das Dorf Staufenberg, in der Nähe von Gießen, existiert nur als gesprochener Text. Mit seiner angenehmen Stimme, der ein weiches Hessisch eigen ist, entführt er die Zuhörer gleichsam in die Vergangenheit. Diese beginnt 1946 in dem hessischen Dorf, in das der 1943 in der Tschechoslowakei geborene Autor mit Mutter und Schwester kommt. Er versetzt sich wieder in die Perspektive des kleinen Kindes, das er damals war. Mit der gleichen Begeisterung erzählt er, wie die Mutter aus Billiardfils eine Schultasche für die Schwester näht, wie seine beiden Holzpferde auf der Fensterbank kamen, weshalb die böhmischen Tanten so guten Kuchen backen konnten oder wie er die Rückkehr des Vaters erlebte. "Ein Sommer, der bleibt?, entwickelt einen eigenen Zauber. Nie wirkt das Erzählte aufgesetzt. Selbst an einem trüben Dezembertag entsteht beim Zuhören die Illusion, die staubige Dorfstraße vor sich zu sehen, das wogende Korn auf dem Feld und die flirrende Sommerhitze auf der Haut zu spüren.

Tipp: Die schöne CD-Box eignet sich auch hervorragend als Geschenk für Eltern und Großeltern.

  • Ein Sommer, der bleibt. Peter Kurzeck erzählt das Dorf seiner Kindheit. Konzeption und Regie, Klaus Sander. Supposé, 2007. Box mit 4 CDs, 34,80 Euro.