Sun greift das Wintel-Lager an

07.12.2001
Von Katharina Friedmann

Der V880 basiert wie sein kommendes, derzeit noch unter dem Codenamen "Cherrystone" gehandeltes Vier-Prozessoren-Gegenstück auf Zwei-Wege-Motherboards. Suns Neuer lässt sich mit bis zu acht 750-Megahertz-CPUs bestücken, die jeweils auf 8 MB Level-2-Cache zugreifen - laut Hersteller zwischen vier- und 16-mal so viel wie in vergleichbaren Intel-Servern mit auf 700 Megahertz getakteten Pentium-III-Xeon-Prozessoren. Außerdem soll die Systembandbreite sechsmal höher sein als etwa bei den von Intel und Compaq entwickelten Acht-Wege-Servern "Profusion".

Zur weiteren Ausstattung des Daktari-Servers gehören neun PCI-Slots, drei Media-Bays, ein eingebauter Fibre-Channel-Controller und integrierte 10/100-Base-T-Ethernet- sowie Gigabit-Ethernet-Adapter. Zudem bietet das System Platz für bis zu zwölf im laufenden Betrieb austauschbare FC-AL-Festplatten mit Multipathing-Unterstützung. Kunden mit umfangreichen Applikationen beziehungsweise Speicherambitionen in Richtung Network Attached Storage (NAS) oder Storage Area Network (SAS) verweist Sun auf die diesbezügliche Skalierbarkeit des Neuzugangs - über das Disk-Array "Storedge T3" des Herstellers.

Die Sunfire V880 sei preislich zwischen 31 und 46 Prozent günstiger als vergleichbare Systeme von Compaq oder IBM mit der gleichen Anzahl von 700-Megahertz-Xeons sowie gleicher Hauptspeicher- und Plattenbestückung, behauptete Sun gegenüber dem britischen Nachrichtendienst "Computerwire". So koste etwa eine Zwei-Wege-Maschine mit 4 GB RAM und sechs 36-GB-Platten knapp 30.000 Dollar, während ein entsprechender "Proliant ML750" von Compaq oder "X-Series 370" von IBM mit rund 45.000 beziehungsweise 48.500 Dollar zu Buche schlage. Den Preis für eine voll ausgebaute Acht-Wege-Sunfire mit 32 GB RAM und zwölf 36-GB-Harddisks beziffern die Kalifornier auf knapp 120.000 Dollar. Ein vergleichbar ausgestatteter X-Series 370 hingegen sei für 184.000 Dollar zu haben, während sich Compaqs ML750 gar nicht auf 32 GB Arbeitsspeicher ausbauen lässt. Beim Preisvergleich mit einbezogen hat der Hersteller auf Wintel-Seite das

Microsoft-Betriebssystem "Advanced Server" samt "Internet Connector", beim eigenen Server Solaris 8.

Der ebenfalls neue "Netra 20" - Ablösemodell der 1999 eingeführten und unter anderem bei Telekommunikationsunternehmen und Dienstleistern beliebten, robusten Thin Server "Netra 1120/25" - ist das erste Modell dieser Produktlinie, das auf der 750 Megahertz schnellen Ultrasparc-III-CPU basiert. Im Prinzip stellt die Maschine mit einer Bauhöhe von 4U eine abgespeckte und NEBS-3-kompatible (NEBS 3 = Network Equipment Building Systems Level 3) Variante des "Littleneck"-Servers dar. Wie beim V880 kommt auch bei dem Rack-optimierten Thin Server Suns Interconnect-Technologie "Fireplane" zum Einsatz. Diese soll CPUs, Arbeitsspeicher und Netz- sowie Storage-Devices verbinden und Datenübertragungsraten von bis zu 4,8 Gigabyte pro Sekunde bieten. Ein Netra 20 mit einem 750-Megahertz-Ultrasparc-III-Prozessor, 512 MB Arbeitsspeicher und einer 36-GB-FC-AL-Platte kostet knapp 11.500 Dollar.

Im Bemühen, die Lowend-Konkurrenz auszustechen, bohrt Sun in die Wintel-Wunde: Nicht zuletzt aufgrund der Vielzahl an Sicherheitsproblemen, mit denen Microsofts "Internet Information Server" (IIS) in den vergangenen Monaten zu kämpfen hatte, sei die Kombination aus dem stabilen Solaris und 64-Bit-Ultrasparc-CPUs die - einem vergleichbaren Windows-System auf Basis von 32-Bit-Intel-Prozessoren - überlegene Option. Unternehmen, die sich für einen Sunfire V880 entschieden, müssten weder Geld noch Zeit für ISS-spezifische Wurmkuren - etwa bei Code-Red- oder Nimda-Befall - aufwenden, wirbt Sun-Manager Knox.