Abschied von großen Expansionsplänen, Rückbesinnung auf Kernkompetenzen

SAP-Systemhäuser auf neuem Kurs

01.03.2004
Von von Andrea

Wachstum aus dem Mittelstand

So unterschiedlich, wie sich die finanzielle Performance und die Marktposition einzelner Unternehmen momentan darstellt, lässt sich derzeit auch die allgemeine Situation im Markt für SAPDienstleistungen einordnen. Allen Unkenrufen zum Trotz sehen Branchenbeobachter selbst bei deutschen Großkonzernen im SAP-Umfeld noch ausreichend Upgrade-Potenzial. „Die Zeiten, in denen sich SAP-Dienstleister ihre Kunden aussuchen konnten, sind aber vorbei“, erklärt Andreas Zilch, Managing Director Consulting bei Techconsult.

Verstärkt rücken deshalb Unternehmen in der Größenordung von 500 bis 1500 Mitarbeitern in den Fokus der Anbieter, meint der Branchenkenner. „Das Wachstum in Deutschland kann im Prinzip nur aus dem Mittelstand kommen“, ist auch Rüdiger Spies, Consultant bei der Münchener Meta Group, überzeugt. Einer der Gründe: Insbesondere kleine und mittlere Firmen hielten sich in den letzten Jahren rigoros mit IT-Investitionen zurück.

Doch die Ansprüche der hofierten Klientel sind hoch. Sie erwartet vor allem die wirtschaftliche Stabilität des Systempartners. Da viele mittelständische Anbieter nicht börsennotiert sind und sich auch nicht in die Bilanzen sehen lassen, vertraut mancher Anwender der „Marke SAP“. „Die Entscheidung für den Marktführer SAP stand bei uns von Anfang an fest. Diese Lösung wird auch in Zukunft die meiste Unterstützung erfahren“, ist Winfried Rostock, IT-Projektleiter bei der Peter Kölln KGaA („Kölnflocken“), überzeugt. Hinter dem großen Namen SAP verstecken können sich die Partner - in diesem Fall die Steeb GmbH - allerdings nicht. „Wichtig war uns, dass der IT-Partner über Branchenkompetenz im Lebensmittelbereich verfügt“, betont Rostock.

Von einem Partner auf gleicher Augenhöhe erwarten kleine und mittlere Unternehmen darüber hinaus individuell auf den Kunden zugeschnittene Komplettangebote ohne teures Customizing. So auch Nicolaus Krämer, EDV-Leiter beim Pumpenhersteller Lederle-Hermetic: „Wir suchten ein voll integrierbares System, das alle Unternehmensbereiche abdeckt, zukunftsfähig und in Richtung E-Commerce und elektronische Kataloge erweiterbar ist. Die ERPMittelstandslösungen anderer Hersteller zeigten durchweg Lücken“, erklärt er die Entscheidung für die SAP-Einführung (auf Linux) mit der All for One Systemhaus AG, die laut Krämer auch in Zukunft alleiniger Ansprechpartner ist.

„Eine klare Branchenfokussierung ist heute absolut entscheidend und muss mehr als ein Lippenbekenntnis sein“, fordert Techconsult-Experte Zilch. Und Georg Konrad, Vorstandschef der Novasoft AG, gibt zu: „Wir müssen unseren Bauchladen, den wir bisher hatten, stärker ordnen.“ In Zukunft wollen die Heidelberger Consultants deshalb den Schwerpunkt noch mehr auf die Branchen Handel, Chemie/Pharma und Automotive legen.