Abschied von großen Expansionsplänen, Rückbesinnung auf Kernkompetenzen

SAP-Systemhäuser auf neuem Kurs

01.03.2004
Von von Andrea
Sinkende Margen, rückläufige Umsätze, knallharter Wettbewerb - für viele deutsche SAP-Dienstleister und -Systemhäuser, einst mit die Stars am Neuen Markt, war 2003 kein berauschendes Jahr. Viele suchen daher ihr Heil wieder in einer stärkeren Branchenfokussierung und der Ausrichtung auf den Mittelstand.

DIE ZAHLEN sprechen für sich: Ob SAP Systems Integration (SAP SI), Realtech, Itelligence, AC-Service, TDS oder Plaut - fast alle einschlägigen Systemhäuser, Dienstleister und Beratungsfirmen mit SAP-Fokus mussten sich in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2003 mit weniger Umsatz begnügen. So lag beispielsweise das Minus von SAP SI im Vorjahresvergleich bei sieben Prozent, Itelligence meldete einen Rückgang der Einnahmen von 13 Prozent, und auch bei AC-Service waren es gut zwei Prozent weniger. Das ist die erste Zwischenbilanz nach dem „Krisenjahr“ 2002 - und auch der Ausblick für das vierte Quartal und das Jahr 2004 fällt bei den meisten Anbietern eher bescheiden aus.

Das geringere Wachstum der Firmen geht einher mit der Einschätzung von Marktbeobachtern. So ist nach Angaben des Bundesverbandes Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) e.V. 2003 das Marktvolumen für IT-Services in Deutschland gegenüber dem Vorjahr um ein Prozent auf rund 26 Milliarden Euro gesunken. Sieht man einmal vom derzeit boomenden Outsourcing-Geschäft ab, dürften dem Berliner ITK-Dachverband zufolge auch 2004 die Zeichen im IT-Dienstleistungsmarkt bestenfalls auf Stagnation stehen.

Für viele der genannten SAP-Spezialisten wirkte sich dieser schon seit rund drei Jahren anhaltende Negativtrend im Servicemarkt auch verheerend auf das Ergebnis aus, denn sie erzielen den überwiegenden Teil ihrer Umsätze im Beratungs- und Projektgeschäft, während die reinen Lizenzeinnahmen im Vergleich dazu kaum ins Gewicht fallen. Aufgrund der zum Teil dramatisch gesunkenen Beraterhonorare und vieler stornierter SAP-Projekte stimmte plötzlich die viel zitierte „Kostenstruktur“ nicht mehr; bei einigen Anbietern ging es (finanziell) sogar ans Eingemachte.

Doch Investitionsstau bei den Anwendern und Dumpingpreisen zum Trotz - manchen SAP-Dienstleistern und -Systemhäusern gelang es selbst in einem schwierigen Marktumfeld noch, sich zweistellige Renditen zu sichern. Durch ein rigides Kosten-Management brachte es etwa SAP SI im dritten Quartal 2003 auf eine Ebit-Marge von 16 Prozent. Eine Bruttoumsatzrendite in Höhe von 10,5 Prozent hatte auch die SAP-Tochter Steeb Anwendungssysteme GmbH in der Bilanz 2002 stehen. Eine Ausnahme in vielerlei Hinsicht ist die IDS Scheer AG, die neben der Vermarktung ihrer Business-Process-Software „Aris“ inklusive Dienstleistungen auch mit SAPProjekten ihr Geld verdient und für die ersten neun Monate 2003 eine 45-prozentige Ebit-Steigerung gegenüber dem Vorjahr meldete. Damit liege man „weiter über Plan“, hieß es dezent. Während das Saarbrücker Softwareund Beratungshaus seine Ergebnisprognosen für 2004 sogar noch erhöhte, hatten andere Player im Markt

hingegen deutlich das Nachsehen. Allen voran die Salzburger Plaut AG. Um die drohende Pleite abzuwenden, musste die auf Management-Beratung und SAP-Systemintegration spezialisierte Firmengruppe Mitte letzten Jahres einen Großteil ihrer Auslandstöchter veräußern. Das Unternehmen wurde quasi „filetiert“ - die profitablen Tochtergesellschaften in Nordamerika und Osteuropa gingen an IDS Scheer, 0- die Niederlassungen in Italien und Spanien gingen an das dortige Management. Unter dem Strich bedeutete allein der Deal mit IDS Scheer für die Company, die sich einst als „Global Player“ verstand und im Geschäftsjahr 2002 noch 216 Millionen Euro Umsatz verbuchte, rund 75 Millionen Euro weniger Einnahmen.