Outsourcing: Für Banken eine harte Nuss

13.01.2005
Von 
Sabine Prehl ist freie Journalistin und lebt in München.

Hinzu kommen die hohen Sicherheits- und Qualitätsansforderungen im Finanzwesen. Als besonders kritischen Faktor nennt Dück die Systemverfügbarkeit: "Wenn das Zahlungssystem eines Unternehmens eine Stunde lang stillsteht, ist das ärgerlich und geschäftsschädigend, lässt sich aber überstehen. Eine Bank kann so ein Vorfall in den Ruin treiben."

Bafin stoppt Commerzbank

Um zu verhindern, dass Banken den Zugriff auf ihre jeweils ausgelagerten Bereiche verlieren, hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen (Bafin) strenge Richtlinien erlassen. Demnach ist jedes Kreditinstitut verpflichtet, der Bankenaufsicht ein ungehindertes Einsichts- und Prüfungsrecht zu gewähren sowie die Kontrolle des Dienstleisters sicherzustellen. Anfang letzten Jahres etwa musste die Deutsche Bank der Bafin nicht nur die Notfallfähigkeit ihrer ausgelagerten IT-Infrastruktur, sondern auch die Einhaltung ihrer Kontrollpflicht gegenüber IBM nachweisen.

Diese strengen Auflagen machen es den Finanzdienstleistern nicht leicht, ihre ohnehin mit Vorbehalten behafteten Outsourcing-Pläne umzusetzen. So wurde kürzlich bekannt, dass der vor einem Jahr geplatzte Deal zwischen der Commerzbank und IBM vor allem deshalb nicht zustande gekommen war, weil die Bafin mit dem Argument, die IT der Commerzbank sei "noch nicht reif für die Vergabe an Dritte", ihr Veto eingelegt hatte.

Trotz dieser Hürden gibt es eine Reihe von Funktionen und Prozessen, bei denen Banken vom Outsourcing profitieren können. Neben dem Infrastrukturbetrieb oder der Anwendungsentwicklung sind auch bestimmte Personalprozesse, das Application-Management sowie die Abwicklung des Zahlungsverkehrs inzwischen so stark standardisiert, dass die Vorteile des Auslagerns nach Meinung von Branchenkennern überwiegen. "Prozesse, in denen sich Banken nicht groß voneinander unterscheiden, sind geradezu prädestiniert für die Vergabe an spezialisierte Anbieter", meint Gartner-Analyst Dück. Ähnlich argumentiert Florian Keller, Research Director beim Schweizer Marktforschungsinstitut Soreon: "Es gibt ja genug Kreditinstitute, die solche Prozesse erfolgreich auslagern - etwa die Deutsche Bank mit der Postbank".

Neben einer schlankeren Struktur und einer verbesserten Kundenausrichtung bringt Outsourcing vor allem Kostenvorteile. Soreon hat errechnet, dass eine Großbank durch das Auslagern ihres Rechenzentrums- und Client-Serverbetriebs an einen nationalen Dienstleister bis zu 30 Prozent gegenüber dem Eigenbetrieb einsparen kann. In der Anwendungsentwicklung biete sich vor allem das Offshoring an: Wegen der niedrigen Lohnkosten und den geringen arbeitsrechtlichen Auflagen für die Mitarbeiter im Drittland kann eine Großbank ihre Kosten um 20 Prozent senken, so die Experten.