Noname kontra Markenware

25.03.2002
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

Dass die Unterschiede zwischen den Netzkarten nicht so groß sind, räumt denn auch Harald Thunig, Distributions-Manager für Zentraleuropa bei SMC Deutschland, ein: "Selbst Funktionen wie Boot-ROM oder Wake on LAN gehören heute bei den Noname-Produkten zum allgemeinen Stand der Technik." Ein Differenzierungsmerkmal sieht Thunig hauptsächlich in der Treiberqualität sowie der Zahl der unterstützten Betriebssysteme: "Microsoft- und Novell-Treiber findet der Anwender in allen Produkten, doch wer unterstützt noch OS/2 oder MACs sowie ältere Windows-Varianten." In das gleiche Horn stößt Markenkonkurrent Marco Peters, Retail-Manager Central Europe bei Netgear. Er weist zudem darauf hin, dass bei den bekannten Herstellern Treiber für neue

Betriebssysteme schneller verfügbar seien als bei den Noname-Produkten aus dem asiatischen Raum.

Die Vorwürfe in Sachen Treiberentwicklung lässt Thomas Oubailis, System Engineer bei LG Electronics Deutschland in Willich, nicht auf sich sitzen. Nach seinen Worten entwickelt die koreanische Mutter des Unternehmens, das im Netzbereich noch zu den Noname-Herstellern zählt, genauso schnell wie die großen Marken. Zudem programmiere LG, wenn ein Anwender eine relevante Stückzahl bestelle, auf Kundenanfrage Treiber für ein spezifisches Betriebssystem.

Leistung versus Preis

Ein anderes Argument, mit dem die Markenhersteller gerne ihre hohen Preise verteidigen, ist die Performance der Netzkarten. So fällt gerade bei einfachen Netzadaptern auf, dass bei der Übertragung großer Datenmengen im Bereich mehrerer 100 MB die CPU-Auslastung des Rechners drastisch ansteigt und somit ein Weiterarbeiten am Arbeitsplatz de facto unmöglich ist. Das sei aber, wie es beim Germeringer Distributor Allnet Deutschland GmbH, heißt, kein spezifisches Problem der Noname-Produkte. Denn auch diese Hersteller, so das Unternehmen, das Netzequipment unter dem Label "Allnet" vermarktet, würden verschiedene Chipsätze auf ihren Karten verbauen und so zielgruppenspezifische Produkte offerieren.

Ebenso wenig hält man bei Allnet den Vorwurf, wie ihn etwa Peters von Netgear äußert, für gerechtfertigt, dass Nonames keine umfassende Lösung aus einer Hand anböten und deshalb den Kunden bei Problemen im Regen stehen ließen. Nach der Darstellung der Germeringer kann der Unternehmenskunde auch bei ihnen fast alles aus einer Hand beziehen. Wenn die eigene Produktpalette eine Lücke aufweise, arbeite man wie die Großen auch mit Partnern zusammen. Letztlich räumen auch die Markenproduzenten im Gespräch ein, dass die Unterschiede bei den Netzkarten nur noch marginal sind.