Mehr Leistung aus der IT herausholen

19.09.2002
Von Martin Seiler

Leistungsengpässe können aber auch direkt im Bereich der Datenbanken auftreten. Ulrich Hirner, Senior Consultant SAP Service Engineering bei Realtech, betont, dass „vor allem bei Unternehmen, die große Tabellen und große Datenvolumen haben, ein falsch programmierter Zugriff verheerende Auswirkungen auf die Performance haben kann.“ Betroffen ist dann natürlich zum einen das jeweilige Programm selbst, das unter der langen Antwortzeit leidet, zum anderen werden aber auch Ressourcen für andere User blockiert. Die Gesamt-Performance sinkt dann, obwohl nur ein einziger Prozess schlecht programmiert ist. Nach Meinung von Hirner lassen sich hier Verbesserungen „um einen Faktor zwischen 100 und 10000 erreichen.“

Der Spezialist berichtet von einem konkreten Fall bei einem großen Sportartikelhersteller mit einem hohen Dokumentenvolumen, einer Datenbank im Terabyte-Bereich und etwa 600 bis 700 Online-Usern. Um Kosten zu senken und die Logistik zu vereinfachen, sollten viele Landesgesellschaften auf einem zentralen IT-System integriert werden. Dieser Datenbank-Server lief aber am Limit und hätte nicht mehr erweitert werden können, da die maximale Ausbaustufe bereits erreicht war. Hätte man eine weitere Landesgesellschaft angebunden, wären die Antwortzeiten für alle gesunken. Eine Neuanschaffung kam nicht in Frage, also musste die bestehende Anlage optimiert werden. „Wir haben es in fünf Tagen geschafft, die Last auf dem Datenbank-Server um etwa 25 Prozent zu senken,“ fasst Hirner den Erfolg der Tuning-Maßnahme zusammen.

IT-Optimierung in der Praxis

Wegen Leistungsproblemen machte sich die Boeing-Tochter Jeppeson GmbH, Neu-Isenburg, an die Optimierung ihrer IT. Wie Michael Bergmann, Senior Manager Flight Information Application Development erzählt, "verschwanden hin und wieder Finanzreports. Wenn der CFO Daten an den Drucker schickte, kamen die dort nicht an." Um dem Geheimnis auf die Spur zu kommen, installierten er und sein Team "Application Vantage" von Compuware und zwei Probes. Es stellte sich heraus, dass es kurze, periodisch auftretende Netzausfälle gab, die andere Tools nicht registrierten. Durch die Veränderung der Netzstruktur und den Austausch fehlerhafter Komponenten ließ sich das Problem beheben. "Seitdem läuft unser Netz einwandfrei", freut sich Bergmann.

Die Tests zeigten den IT-Spezialisten zudem Performance-Schwankungen auf. Wie Bergmann bemerkt, kam es zu sehr starken Leistungsschwankungen bei Zugriffen auf die Flugnavigations-Datenbank des Unternehmens, die niemand vom Operations-Team erklären konnte: "Das Netz lief ohne Störung, die Datenbank war verfügbar, die CPU-Auslastung war in Ordnung, aber die Abfragen dauerten einfach zu lange," erinnert sich Bergmann. Zunächst dachten die Spezialisten an ein Bandbreitenproblem im Weitverkehrsbereich und überlegten, die Netzkapazität aufzustocken, was nicht ganz billig ist.

Eine genaue Untersuchung ergab dann, dass es immer wieder hohe Paketverluste gab. Manchmal brauchte es hundert oder zweihundert Anläufe, bis ein Datenpaket überhaupt ankam. Da die von Jeppeson genutzte, 7000 Meilen lange T1-WAN-Verbindung von Neu-Isenburg nach Denver eine Latenzzeit von 150 Millisekunden aufweist, führte dies zu "massiven Auswirkungen": Für die Anwender sah es aus, als hänge die Applikation. Wie der Spezialist erklärt, lag es jedoch daran, dass die Übertragungen nicht komplett stattfanden.