Linux: Vom Hype zur Anwendungsrealität

07.02.2002
Von 
Ludger Schmitz war freiberuflicher IT-Journalist in Kelheim. Er ist spezialisiert auf Open Source und neue Open-Initiativen.

Carleton Fiorina: "In einer Reihe von Märkten zieht Linux eindeutig Kunden an."

Im Sog der großen Systemhäuser zieht die DV-Branche nach. Computer Associates erklärte auf der New Yorker Messe, man biete jetzt 23 Produkte für Linux an, während es vor fünf Monaten nur sechs waren. BMC kündigte die ersten Linux-Angebote an, die schnell ausgeweitet werden sollen. Im Prinzip wird es die System-Management-Lösungen der Reihen "Patrol" und "Mainview" auch für Linux-Umgebungen geben. Einen besonderen Schwerpunkt bildet dabei das Monitoring von Internet-Services. Borland erweitert das Linux-Angebot der Entwicklungsumgebung "Kylix" und der Datenbank "Interbase" um eine entsprechende C++-Version.

Auch seitens der Linux-Pioniere tut sich etwas. Einen Tag nach der nebulösen Ankündigung eines vertieften Partnerschaftsabkommens mit IBM machte Suse den "Linux Enterprise Server 7" auch für Rechner der I- und P-Series verfügbar. Damit haben die Nürnberger für das gesamte IBM-Computerportfolio eine Linux-Version im Angebot. Caldera präsentierte die dem Linux-Standard LSB konforme Version 3.1.1 der Server und der Workstation-Variante von "Open Linux". Für diesen Februar kündigte das Unternehmen die Auslieferung der Web-basierenden System-Management-Lösung "Volution Manager 1.1" an.

Red Hat gab einen Einblick in den "Linux Advanced Server", der Mitte des Jahres auf den Markt kommen soll. Diese Version ist speziell auf Ansprüche im Highend-Computing ausgelegt und bringt dafür besseren Multiprozessor-Support, Clustering- und Failover-Technologien und eine Load-Balancing-Steuerung mit. Das "Red Hat Network", das für automatische Updates und Patch-Installation sorgt, wird um das Angebot "Workgroup Service" erweitert. Für 240 Dollar pro System und Jahr bietet es Tools für eine einfachere Administration und Sicherung von Server- und Workstation-Gruppen.

"Anfangs haben wir uns auf Privatanwender sowie kleine und mittelgroße Unternehmen konzentriert", erklärte Red-Hat-Vice-President Paul Cormier. "Jetzt sind wir sicher, Unternehmen aller Größenordnung bedienen zu können." Der Reifungsprozess von Linux zu einem Business-fähigen System war auch der Linuxworld anzumerken. Trotz großzügiger kostenloser Präsentationsflächen für Open-Source-Projekte beherrschten die kommerziellen Linux-Anbieter das Bild. Und im Publikum dominierten IT-Verantwortliche von Unternehmen.