Linux - nicht ohne Services

18.04.2002
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Auch im Mittelstand sind Dienstleister mit Linux-Know-how gefragt. Hier werden jedoch weniger die reinen Beratungsleistungen verlangt, wie Alexander Kitzberger von der Würzburger IT-Beratung Bitbone AG feststellt. Seinen Kunden gehe es vorrangig um das Implementieren und Pflegen von Linux-Systemen: „Es ist schwierig, reine Dienstleistungen zu verkaufen. Meist setzt man diese über ein Produkt ab.“

Mittelständische Kunden interessieren sich seiner Erfahrung nach häufig für dedizierte Linux-Server. Der quelloffene File- und Print-Server „Samba“, mit dem Linux-Server in einer Windows-Umgebung Datei- und Druckdienste bereitstellen können, liegt in der Gunst kleinerer Anwender sehr weit oben. Die Entscheidung für die Open-Source-Plattform wurde meist schon im Vorfeld von den Unternehmen gefällt. Doch für Installation und professionelle Betreuung des laufenden Betriebs fehlt kleinen Firmen in der Regel die Personalkapazität und das Know-how.

Im Gegensatz zu den großen Service-Providern sieht sich das mittelständische Unternehmen besonders bei den Support-Dienstleistungen klar in Konkurrenz zu den Linux-Distributoren. Aus Kitzbergers Sicht suchen die Kunden aber häufig einen regionalen Dienstleister, der durch die räumliche Nähe bei plötzlich anfallenden Wartungsarbeiten schnell vor Ort sein kann.

Analyst Mac Neela ist der Ansicht, dass die Serviceanbieter mittlerweile in der Lage sind, professionelle Dienstleistungen rund um Linux anzubieten. Diese Einschätzung teilen die Anwender nicht unbedingt. Leu beispielsweise differenziert: „IBM ist mit den Services noch nicht so weit wie mit den Dienstleistungen, die sie im Host-Umfeld anbieten können.“ Das Thema ist aus seiner Sicht noch zu jung. Leu rechnet aber damit, dass sich die Servicequalität bei Linux dem üblichen Dienstleistungsniveau angleichen wird.

Bei der Auswahl eines Service-Providers ist nach Mac Neelas Einschätzung zu bedenken, dass Linux meist in gemischten Systemlandschaften eingesetzt werde: „Es ist wichtig, dass der Dienstleister, für den sich ein Anwender entscheidet, nicht nur Erfahrungen im Umgang mit Linux, sondern auch mit den anderen Betriebssystemen hat.“ Leus Anforderungen gehen sogar noch weiter: „Wenn man den Betrieb allgemein outsourcen möchte, ist es schon wichtig, dass man einen Provider hat, der das Gesamtkonstrukt anbieten kann.“ Applikationen etwa würden häufig über mehrere Plattformen bereitgestellt. Betreibt man seine IT hingegen selbst, ist für Leu auch eine Best-of-Breed-Strategie mit unterschiedlichen Dienstleistern für die verschiedenen Systeminseln vorstellbar.

Entscheidend sind jedoch - wie in anderen Fällen auch - der eingeführte Name des Dienstleisters und seine Referenzen. Außerdem sollte er wirtschaftlich gesund sein und langfristig am Markt agieren - dann können sich die Anwender sicher sein, dass er über die nötige Erfahrung verfügt.