Linux - nicht ohne Services

18.04.2002
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Manfred Leu, Winterthur Versicherungen: „Wenn man den IT-Betrieb outsourcen möchte, braucht man einen Provider, der das Gesamtkonstrukt anbieten kann.“

SBS sieht sich nur am Rand als Konkurrent der Linux-Distributoren. Man sei bereits in der Phase der Prozessanalyse und -gestaltung beim Kunden im Boot, während die Distributoren eher eine plattform- und technikspezifische Sichtweise hätten. Ein Problem für die Dienstleister besteht für Ruckmann eher in der Offenheit, die Open-Source-Lösungen generell auszeichnet. Die Kunden müssen sich nicht wie bei proprietären Systemen an einen Dienstleister binden. Ruckmann ist der Meinung, dass Verträge in diesem Bereich möglicherweise nicht mehr so langfristig geschlossen werden.

In der Offenheit liege aber ein wesentlicher Vorteil für die Kunden. Laut Wehling ist die Möglichkeit, relativ einfach den Service-Provider zu wechseln, ein Argument für den Einsatz quelloffener Lösungen: „Der Investitionsschutz bei Open Source ist um ein Vielfaches höher als bei proprietären Produkten.“

Zumindest was Linux betrifft, sehen das nicht alle Marktbeobachter so. Laut Gartner-Mann Mac Neela sei die Möglichkeit eines Anbieterwechsels bei proprietären Betriebssystemen wie den verschiedenen Unix-Derivaten oder Windows genauso gegeben. Zudem existierten zwischen den einzelenen Linux-Distributionen deutliche Unterschiede, die einen Wechsel zum Beispiel von Suse auf Red Hat erschwerten. Dem stimmt ein Anwender aus der Metallindustrie zu, der anonym bleiben möchte. Für den IT-Profi ist die Annahme, Anwender wollten möglichst leicht ihre Servicepartner wechseln können, „eher praxisfremd“. Zu den Unterschieden der Linux-Versionen, die einen schneller Anbieterwechsel erschwerten, komme noch hinzu, dass das Unternehmen generell an langfristigen Beziehungen zum Dienstleister interessiert sei. Aus seiner Sicht ist es auch nicht nachteilig, sich zum Beispiel mit den AIX-Systemen an IBM zu binden.

Noch deutlicher macht Manfred Leu von den schweizerischen Winterthur Versicherungen, dass der schnelle Dienstleisterwechsel illusorisch ist. Der Konzern hat sein Rechenzentrum outgesourct und betreibt zurzeit kleinere Testinstallationen von Linux auf dem Mainframe. Für Leu ist die Sichtweise, den Service-Partner bei Open-Source-Produkten einfacher als bei proprietären Lösungen wechseln zu können, unrealistisch. Speziell für den Outsourcing-Kunden Winterthur sei es - ob mit oder ohne quelloffener Software - nicht ohne weiteres möglich.