Was BMW, Daimler, e.on, Telekom und Co. tun

Keine E-Mails während der Freizeit

28.06.2014
Von 
Daniela Hoffmann ist freie IT-Fachjournalistin in Berlin.
Erste Konzerne regeln die mobile Erreichbarkeit außerhalb der Arbeitszeit. Doch wie vertragen sich strenge Vorgaben mit den flexiblen Arbeitsmodellen? Wir haben bei BMW, Daimler, der Telekom, Continental und e.on nachgefragt.
Foto: Gerhard Wanzenboeck - Fotolia.com

Samstagabend, das Smartphone gibt ein "Bling" von sich, mit neugierigem Blick wird die E-Mail geöffnet: Es ist der Chef mit einer Kritik zum vorgelegten Quartalsbericht. Nur die wenigsten Angestellten sind so entspannt, dass sie nach dieser Mail-Lektüre mit einem Lächeln in ihr Wochenende zurück kehren. Smartphones und Tablets machen uns das Leben leichter, zugleich öffnen sie aber auch ganz neue Möglichkeiten, uns wirklich immer zu erreichen - unter Umständen auf Kosten der Gesundheit. "Wir sehen, dass Langzeiterkrankungen, die aus psychischer Belastung resultieren, deutlich zugenommen haben. Das ist besonders bei Unternehmen der ITK-Branche der Fall", sagt Juan-Carlos Rio-Antas vom Vorstand der IG Metall. Dazu gehörten Symptome wie Überforderung, Erschöpfung oder Depressionen. "Dass es sich um ein echtes Problem handelt, bestreitet heute niemand mehr. Es geht darum, das Thema differenziert zu betrachten", so Rio-Antas. Denn neben den Risiken böte die zunehmende Mobilität von Arbeit auch Chancen zugunsten der Beschäftigten.

Studien zeigen, dass sich viele Mitarbeiter eher überverantwortlich verhalten. In einer IG-Metall-Umfrage unter mehr als 500.000 Arbeitnehmern gaben zwölf Prozent an, dass ihr Arbeitgeber erwartet, sie häufig oder ständig außerhalb der Arbeitszeit per Mail oder Handy erreichen zu können. Zugleich sagten 22 Prozent der Beschäftigten, dass sie häufig oder ständig außerhalb der Arbeitszeit arbeiten. Laut einer Umfrage des Bundesverbands der Betriebskrankenkassen sind über 80 Prozent der Beschäftigten außerhalb der Arbeitszeit erreichbar, die erwartete Erreichbarkeit liegt jedoch deutlich darunter. "Häufig herrscht eine Kultur, in der nicht so klar ist, dass man wirklich ‚abschalten‘ kann, wenn man heimgeht", konstatiert der IG-Metall-Experte.

Bisher setzen sich die Arbeitgeber nur zögerlich mit dem Thema auseinander. "Es geht für Unternehmen darum, eine Regelung zu finden und ganz klar zu signalisieren, dass die Leitungsebenen hinter dieser Regelung steht", so Rio-Antas. Dabei sollte eine Kultur der Nichterreichbarkeit bewusst gepflegt werden. "Wir halten es für wichtig, dass Tätigkeiten, die aus der Erreichbarkeit außerhalb der Arbeitszeit rühren, tatsächlich als Arbeitszeit angerechnet wird und ein Ausgleich erfolgt", meint Rio-Antas auch. Volkswagen war 2011 mit einer strikten E-Mail-Sperre nach Feierabend vorgeprescht - diese gilt allerdings nur für Tarifbeschäftigten mit einem Dienst-Smartphone: Ende 2013 also für rund 3.500 Mitarbeiter, Führungskräfte ausgenommen.