Jedes zweite IT-Projekt scheitert

26.10.2004
Von Regina Bergdolt

Eine Befragung der Deutschen Gesellschaft für Projekt-Management unter 127 Projektleitern zeigt einen weiteren Knackpunkt auf. Einerseits ist eine Organisationsveränderung immer an die Weiterentwicklung der IT-Systeme gebunden. Andererseits werden IT-Entwicklungs- und Veränderungsprojekte in der Praxis kaum integriert geplant. IT-Systeme wirken auf Strukturen und Arbeitsabläufe, Organisationsveränderungen wirken sich wiederum auf Entwicklung und IT-Projektablauf aus. Viele neuere Ansätze wie "iteratives Vorgehen" oder auch "Agilität" in der Entwicklung sind wichtige Schritte, um IT und Organisationsveränderungen aufeinander zu beziehen. Sie lassen sich gut mit den Werkzeugen des systematischen Veränderungs-Managements verbinden.

Geschickter Umgang mit Widerstand gehört zu den Erfolgsfaktoren in Projekten. Elementar ist die Kommunikationsfähigkeit: Wer sprachlich nicht ankommt, kann keine Widerstände abbauen. Solche erscheinen Projektleitern oft heftig und rational kaum nachvollziehbar. Dabei gründen sie in den unterschiedlichsten Motiven, seien es schlechte Erfahrungen in vorhergehenden Projekten oder der anhaltende Ärger über die eigenen Chefs, der nun am IT-Projekt abreagiert wird. Stetiges Umorganisieren in Unternehmen verstärkt verbreitete Ängste und Unsicherheit bis hin zur Handlungsunfähigkeit. Hilfreich ist es, die Verantwortung für die Veränderungen bei den Entscheidern der Kunden zu belassen.

Wer den Eindruck hat, die neuen Anforderungen bewältigen zu können, wird das Projekt eher bejahen und muss seine Ängste nicht durch Widerstand "abarbeiten". Stefanie Schütz-Tschiersky arbeitet bei SAP als Solution Manager für Globalisierung mit den Länderschwerpunkten Südeuropa und China und hat gute Erfahrungen damit gemacht, die Implementierung in einzelne Schritte aufzuteilen und von Anfang an Qualifizierungen anzubieten, die am Wissensstand der Projektmitglieder ansetzen.

Die wohlwollende Aufmerksamkeit des Managements kann sich der Projektleiter durch Kommunikation nach oben sichern: Es ist "sehr wichtig, kleinere Erfolge regelmäßig bekannt zu machen", sagt Schütz-Tschiersky. Stetige Teilerfolge könnten manchen Misserfolg ausgleichen. Das Motto "Tue Gutes und rede darüber" wird auch für die Projektarbeit immer wichtiger, da in einem Unternehmen viele Projekte um die Aufmerksamkeit von Managern und Mitarbeitern konkurrieren.

Krisenintervention: je früher, desto besser