Intel: Everywhere statt inside?

04.05.2004
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Gerhard Holzwart begann 1990 als Redakteur der COMPUTERWOCHE und leitete dort ab 1996 das Ressort Unternehmen & Märkte.  Ab 2005 verantwortete er den Bereich Kongresse und Fachveranstaltungen der IDG Business Media GmbH und baute „IDG Events“ mit jährlich rund 80 Konferenzen zu einem der führenden Anbieter von ITK-Fachveranstaltungen in Deutschland aus. Seit 2010 ist Gerhard Holzwart geschäftsführender Gesellschafter der h&g Editors GmbH und ist in dieser Funktion als Event Producer, Direktmarketingspezialist und ITK-Fachredakteur tätig.        

Aber auch hier kämpf(t)en die Kalifornier mit zunehmenden Widrigkeiten. Schon 1999 war es AMD mit seinem damals neuen "Athlon"-Prozessor gelungen, erstmals in puncto Leistungsfähigkeit Intels Pentium II zu übertrumpfen. Falsche Produktionsplanung und daraus resultierende Lieferengpässe taten in der Folge ihr Übriges, dass der Chipriese für eine gewisse Zeit mehr als ein Imageproblem hatte. Intel konterte seinerzeit in typischer Manier eines Marktführers und zettelte mit Dumping-Angeboten einen Preiskampf an, den AMD nicht lange mitgehen konnte und aufgrund hoher Umsatzeinbrüche und Verluste fast mit der Insolvenz bezahlt hätte.

Doch vollends abschütteln ließ sich der ewige Intel-Rivale bis heute nie. Im Gegenteil: Mit dem vor gut einem Jahr vorgestellten "Opteron"-Prozessor nahm AMD einen zweiten ernst zu nehmenden Anlauf, um Intel Paroli zu bieten. Fast noch wichtiger als die Rückkehr in die schwarzen Zahlen, die das "Opteron"-Geschäft der Company bescherte, dürfte für AMD dabei die lang ersehnte Etablierung im margen- und prestigeträchtigeren Geschäft mit Server-CPUs sein. Denn wieder einmal konnte AMD hier Intel etwas streitig machen, womit der Marktführer stets gerne hausieren geht: die Technologieführerschaft.

Während Intel nach Ansicht vieler Kritiker zu lange an der gemeinsam mit Hewlett-Packard (HP) entwickelten und bis heute nicht marktreifen 64-Bit-Plattform Itanium festhielt, für die es zu allem Überfluss derzeit auch kaum fertige Software gibt, haben Server-Hersteller wie Sun, IBM, Fujitsu-Siemens und inzwischen selbst HP angekündigt, den 64-Bit-Prozessor von AMD in ihre Workstations und Lowend-Server einzubauen.

Noch brennt nach Ansicht von Marktforschern für Intel im Geschäft mit Server-CPUs nichts an, ein Marktanteil von deutlich über 90 Prozent (laut IDC) spricht Bände. Doch das Beispiel Itanium zeige, wie die "Business Week" kommentierte, einmal mehr das mangelnde Gespür Intels für Strömungen im Markt und sei das typische Gebaren einer Company mit "Ich-mache-es-alleine-Arroganz". Gleichzeitig verbucht das Magazin diesen Sündenfall aber unter der Rubrik Vergangenheit und will von einer neuen Strategie des Intel-Managements wissen. So habe CEO Barrett bereits vor über einem Jahr die Führungskräfte des Konzerns darauf eingeschworen, dass die Eroberung neuer Geschäftsfelder erneut absolut Priorität habe. Die neue Intel-Vision ist dabei auch die alte. Sie lautet: Alles wird digital! Einmal mehr soll aus den Intel-Fabriken in absehbarer Zeit alles an Prozessoren kommen, was zum Betrieb von Flachbildschirmen, mobilen Netzen, Handhelds oder Multimedia-Handys bis hin zum PC, Notebook und Highend-Server notwendig ist.

Der Chipriese habe, so "Business Week", vordergründig nur den Slogan geändert. Statt "Intel-Net" solle es nun "Intel everywhere" heißen. Darüber hinaus hätten jedoch Konzernchef Barrett und dessen rechte Hand, COO Otellini, der in gut einem Jahr den Vorstandsvorsitz übernehmen soll, aus leidvoller Erfahrung den früheren Fehlern abgeschworen. So sei aus der rein technologiegetriebenen Company inzwischen ein kundenorientiertes Unternehmen geworden; mit Wettbewerbern strebe man jetzt - wo immer möglich - technologische Kooperationen statt einen gnadenlosen Konkurrenzkampf an.

Kooperationen statt Wettbewerberschelte