Intel: Everywhere statt inside?

04.05.2004
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Gerhard Holzwart begann 1990 als Redakteur der COMPUTERWOCHE und leitete dort ab 1996 das Ressort Unternehmen & Märkte.  Ab 2005 verantwortete er den Bereich Kongresse und Fachveranstaltungen der IDG Business Media GmbH und baute „IDG Events“ mit jährlich rund 80 Konferenzen zu einem der führenden Anbieter von ITK-Fachveranstaltungen in Deutschland aus. Seit 2010 ist Gerhard Holzwart geschäftsführender Gesellschafter der h&g Editors GmbH und ist in dieser Funktion als Event Producer, Direktmarketingspezialist und ITK-Fachredakteur tätig.        

In anderen Segmenten der Halbleiterindustrie, zum Beispiel bei Chips für Handys, Flachbildfernseher und -monitore sowie digitale Videorecorder und MP3-Player, spielt der Branchenprimus indes bisher überhaupt keine Rolle beziehungsweise rangiert unter ferner liefen. Intel verdanke, wie auch Gartner-Analyst Norwood feststellt, seine Marktführerschaft "lediglich dem immens großen Abstand zum Wettbewerb bei PC-Prozessoren und Speicherchips". Rund 18 Milliarden Dollar Umsatz sind es momentan, was hier den Unterschied zur Nummer zwei, Samsung, ausmacht. Doch bei den erwähnten Kommunikationschips oder Prozessoren für digitale Gadgets geben mehr denn je andere Halbleiterhersteller den Ton an: Motorola, Texas Instruments, Qualcomm, Toshiba oder Philips.

Das Hauptproblem dabei ist, dass diese Erkenntnis alles andere als neu ist. Weder bei den Analysten noch bei Intel. CEO Craig Barrett selbst leitete, nachdem er vor genau sechs Jahren den Job seines legendären Vorgängers Andy Grove angetreten hatte, im Zeichen des damaligen Internet-Booms einen nachhaltigen Strategiewechsel ein. Mehr als zehn Milliarden Dollar investierte der neue Intel-Frontmann seinerzeit in die Diversifikation des Geschäfts, kaufte beispielsweise die Mobilfunkchip-Spezialisten Level One und DSP Communications, gab dem Konzern eine neue Organisationsstruktur und legte einen eigenen Risikokapitalfonds für Internet-Startups auf.

Frühere Blaupausen sind passé

In den Blaupausen der Entwickler und Marketiers waren unter anderem neue Chips für Handhelds und UMTS-Handys sowie ein bahnbrechender Industriestandard für Netzwerkprozessoren angedacht, mit denen man Ausrüster wie Cisco Systems und Nortel Networks beliefern wollte. Gleichzeitig hatte das Thema Web-Hosting Hochkonjunktur, mit dem sich Intel Zugang zum viel versprechenden IT-Services-Markt versprach. Im Zentrum der Aktivitäten sollte nicht mehr der weitgehend gesättigt erscheinende PC-Markt stehen, sondern das Netz; statt dem geläufigen "Intel inside" sollte sich in der Branche der Slogan "Intel-Net" etablieren.

Heute ist Barrett, wie das US-amerikanische Wirtschaftsmagazin "Business Week" vor kurzem sinngemäß schrieb, um einige Erfahrungen reicher - und der Konzern um ein paar Milliarden Dollar ärmer, die als Fehlinvestition abgeschrieben werden mussten. Das Platzen der Internet-Blase, der daraufhin einsetzende Crash im TK-Ausrüster-Geschäft sowie die allgemeine Krise im IT-Markt hinterließen ihre Spuren. Das gilt nicht nur für die Intel-Bilanzen, wo es während Barretts bisheriger Ägide zeitweise herbe Umsatz- und Gewinneinbrüche gegeben hat, sondern auch für die 1998 begonnene Neuaufstellung der Company. So ist beispielsweise vom Web-Hosting oder der Produktion eigener digitaler Kameras und Audioplayer längst keine Rede mehr, dafür stand in den letzten Jahren wieder die Rückbesinnung auf das Kerngeschäft im Vordergrund.

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