Hessen: Benchmark für E-Government

21.10.2004
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

An Stellschrauben gedreht

Die vom Rechnungshof erhobenen Vorwürfe weiß Lemke zu kontern: Ja, es habe einen Fall gegeben, wo ein Anbieter zu viel Honorar erhalten habe, doch der Differenzbetrag "von etwa 160.000 Euro" sei nachträglich mit tatsächlich erbrachten Leistungen verrechnet worden.

Den Vorwurf, zu wenig eigenes Personal eingesetzt zu haben, lässt der CIO ebenfalls von sich abprallen: Er habe zwar eine höhere Anzahl von internen Mitarbeitern angefordert, aber gewusst, dass er wohl weniger bekommen würde. Also habe er sich beizeiten Ausweichstrategien überlegt. An welchen Stellschrauben er im Einzelnen gedreht habe, wolle er allerdings für sich behalten: "Ich werde den Teufel tun, damit auf den Jahrmarkt zu gehen." In Bezug auf die Personalstärke "atme" das Projekt; es schwanke zwischen 100 bis 200 Beteiligten. Und last, but not least ließen sich die angepeilten Ersparnisse nicht erzielen, bevor das Finanzsystem Ende dieses Jahres in den Vollbetrieb gegangen sei.

Iterative Budgetfindung

Die früher bekannt gegebenen Budgetumfänge waren, so Lemke weiter, weder vom Projektumfang noch vom Zeitraum her vergleichbar. Das ärgere ihn vor allem deshalb, weil die Diskussion über Zahlen die Inhalte außen vor lasse: "Wir zerreden hier ein Projekt, das wir dringend brauchen." Darüber hinaus sei eine "iterative Budgetfindung" für ein bislang beispielloses Vorhaben "etwas ganz Normales".

Gefallen lassen muss sich Lemke allerdings die Frage, ob es noch sinnvoll sei, R/3 zu installieren, wenn SAP selbst dieses System für überholt erklärt hat. "Das sehe ich sehr gelassen", erwidert er, "kein Softwareunternehmen kann es sich leisten, die Kunden gegen die Wand laufen zu lassen." Im Klartext: Vor der Migration in die Mysap-Welt sei ihm nicht bange.