Hessen: Benchmark für E-Government

21.10.2004
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Um dieses heikle Vorhaben in kompetente Hände zu legen, leistet sich das Land deshalb seit etwa anderthalb Jahren einen Chief Information Officer: Im Amtsdeutsch heißt er "Bevollmächtigter für E-Government und Informationstechnologie", doch nach seinem Selbstverständnis und dem seines Dienstherren vergleicht sich Harald Lemke eher mit einem CIO in der Wirtschaft.

Als CIO des Landes Hessen kämpft Harald Lemke nicht nur mit technischen, sondern auch mit politischen Widerständen.

"Die öffentliche Verwaltung benötigt dringend einen Modernisierungsschub", konstatiert Lemke, der den Rang eines Staatssekretärs innehat. In Sachen Prozessautomation hinke sie der Wirtschaft um Jahre hinterher. Deshalb müsse die Einbindung von Bürgern und Unternehmen in die Verwaltungsprozesse erst einmal hinter die interne Neugestaltung der Abläufe zurücktreten: "Wenn ich die bestehenden Prozesse einfach an das Internet anschließe, ist das wohl kaum kompatibel", begründet Lemke die Entscheidung. "Und deshalb geht bei uns Binnen- vor Außenmodernisierung." Schließlich seien die Bürger ja nicht nur Konsumenten staatlicher Dienstleistungen, sondern auch Steuerzahler. "Und die Frage ist doch, wovon sie am Ende am meisten haben." Davon abgesehen, fehle den Bürgerportalen bislang die "Killerapplikation", sprich: die rechtsverbindliche E-Mail für alle Behördenangelegenheiten.

Wie viel Reformpotenzial in der öffentlichen Verwaltung steckt, weiß der 48-jährige Lemke aus Erfahrung. Im April 2002 übernahm er das Projekt "Inpol-neu", das häufig in einem Atemzug mit öffentlichen IT-Ruinen wie "Fiscus", "Toll Collect" oder "Herkules" genannt wird. Der ehrgeizige Plan, ein Fahndungsverbundsystem für die deutsche Polizei zu erstellen, drohte damals an den fachlichen und politischen Widerständen der Landespolizeien zu scheitern.

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