Hessen: Benchmark für E-Government

21.10.2004
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

"Harald Lemke nimmt Stellung"

Paradigmenwechsel bei Inpol

Dass zumindest die intendierten Grundfunktionen seit dem August vergangenen Jahres verfügbar sind, verdanken die Fahnder einem von Lemke initiierten "Paradigmenwechsel": Anstatt 16 unterschiedliche, BS2000- und MVS-gestützte Systeme in einem Big Bang durch ein neues System zu ersetzen, veranlasste er die Entwicklung eines Internet-basierenden Zentralsystems auf der Grundlage des in Hamburg und Hessen entwickelten "Polas": Die zentralen Applikationen bedienen über Schnittstellen die bestehenden Altsysteme, aber auch das neue System, das die Länder nach ihrem eigenen Zeitplan adaptieren können.

So sind die Polizeidienststellen von Flensburg bis Garmisch-Partenkirchen ab sofort in der Lage, mit einheitlichen Fahndungsdaten zu arbeiten, ohne sich einer überstürzten Softwaremigration unterziehen zu müssen. "Erneuerung von innen" nennt Lemke diese Strategie. Mit dem ursprünglichen Projektansatz sei die IT völlig überfordert gewesen, so seine Auffassung. Er kenne keinen Fall, in dem ein solches Unterfangen bewältigt worden wäre.

Strategie ist Risiko

Im April 2003 überließ Lemke das Projekt seinem Nachfolger, weil er zum Staatssekretär befördert und als CIO in das Finanzministerium des Landes Hessen berufen wurde. Seine erste Amtshandlung bestand darin, eine IT-Strategie zu formulieren keineswegs eine Selbstverständlichkeit für ein Bundesland. Und womöglich auch ein Risiko! Denn eine Strategie zu haben bedeutet auch, sich an den selbst gesteckten Zielen messen zu lassen. Auf der anderen Seite ist nach Lemkes Auffassung ein übergeordneter Fahrplan als Rahmen für alle einzelnen Projektziele unabdingbar.