Jahrzehntelang spiegelte die informationstechnische Unterstützung der Verwaltungsabläufe die Grundsätze des kameralistischen Rechnungswesen wider. Für die IT wurde grundsätzlich ausgegeben, was der Plan vorsah. Deshalb spielte das "Wieviel" eine größere Rolle als das "Wozu". Solange das Budget nicht ausgeschöpft war, investierten Gemeinden, Länder und staatliche Institutionen in neue Technik - häufig überhastet und unkoordiniert, weil die am Jahresende nicht verbrauchten Finanzmittel für immer verloren waren.
Im Regierungsprogramm
Nun sind die föderativen Staatsorgane gehalten, bis 2010 ihre Bilanzen den in der Wirtschaft üblichen Standards anzupassen. Der Umstieg auf das nicht nur mit Einnahmen und Ausgaben, sondern auch mit Erträgen und Aufwendungen operierende kaufmännische Rechnungswesen ruft unmittelbar die Informationstechnik auf den Plan. Denn die "doppische" Buchführung funktioniert logischerweise erst dann, wenn sie von der Software unterstützt wird. Gleichzeitig vollzieht sich ein Wandel in der Wahrnehmung der IT-Ressourcen; im Bundesland Hessen nimmt er gerade Gestalt an.
Bei ihrem Amtsantritt zu Be-ginn des Jahres 2003 hat sich die CDU-Regierung in Wies-baden auf die Fahnen geschrieben, Vorreiterin in Sachen E-Government zu werden. Wie wichtig ihr dieses Thema ist, belegt die Tatsache, dass sie sich auch in ihrem Regierungsprogramm damit auseinander setzt.
Die in mehr als zwei Dutzend Punkten beschriebenen E-Government-Aufgaben erschöpfen sich nicht darin, den Bürgerinnen und Bürgern ein Selbstbedienungs-Portal anzubieten. Sie umfassen vielmehr vor allem die Umgestaltung interner Verwaltungsvorgänge (siehe Kasten "E-Government in Hessen"). Wer sich solche Ziele setzt, benötigt mehr als das technische Know-how von HTML- und XML-Spezialisten, er braucht Prozesskentnisse und integrative Fähigkeiten.