Freud und Leid mit Elster

29.08.2005
Von Lars Reppesgaard

Die Praxis für viele Unternehmen sah anders aus. Auch dem Internet-Dienstleister Teresto aus Merzig hatte der Finanzamtsrechner die Datenannahme verweigert. Die Steueranmeldung konnte erst mit mehreren Tagen Verzögerung übermittelt werden. Prompt verlangte das Finanzamt doch Säumnisgebühren, berichtet der verärgerte Teresto-Geschäftsführer David Zimmer.

Nach diesem Muster verliefen bislang viele Erfahrungen, die der Mittelstand mit Elster machte: Praxisferne Gesetzesvorgaben des Bundes überforderten die Münchner Entwickler - die Folgen auszubaden haben die Unternehmen. Saarpor musste beispielsweise auf eigene Kosten zusammen mit einem Softwareunternehmen die Elster-Anwendung mehrere Tage lang zurechtschneidern, bis sie mit den Finanzamts- und den eigenen Systemen, etwa der Firewall, einigermaßen harmonierte.

Die Münchner Finanzamtsprogrammierer arbeiten intensiv daran, wenigstens einen Teil der Probleme zu lösen, die sich im Praxisbetrieb aufgetan haben. Elster funktioniert nun beispielsweise nicht mehr nur auf Windows-Rechnern. Auch für die elektronische Übermittlung von Steuererklärungen aus Linux- oder Mac-Systemumgebungen stellte die Behörde allgemeine XML-Datenschnittstellen und das Java-basierende Programmier-Interface "Coala" zur Verfügung.

Problem Authentifizierung

Das größte Problem mit Elster aber wird man erst zum Jahreswechsel 2006 in den Griff bekommen: Die Meldung der Lohn- und Umsatzsteuer ist so gestaltet, dass sich die Unternehmen bei der Eingabe dieser Daten nicht authentifizieren müssen. Somit ist es jedem möglich, die Umsatz- und Lohnsteuer für jedes beliebige Unternehmen anzumelden, sofern er dessen Namen und Steuernummer kennt. "Wenigstens ein Passwortschutz wäre notwendig, aber da ist gar nichts, null", wundert sich Te-resto-Chef Zimmer. Und Saarpor-Manager Czech befürchtet, "dass sich Hinz und Kunz anhand der Steuernummer auf unseren Rechungen einloggen und falsche Angaben absenden".

Manipulation befürchtet