Freud und Leid mit Elster

29.08.2005
Von Lars Reppesgaard

Die Sorgen der Mittelständler hält man beim Branchenverband Bitkom keineswegs für abwegig. Obwohl der Verband schon im Dezember auf die Authentifizierungsschwachstelle hinwies, sei es nach wie vor möglich, Steuerdaten fremder Unternehmen ohne technische Hürden zu manipulieren und finanzielle Schäden anzurichten. "Damit wird dem Schindluder Tür und Tor geöffnet", kritisiert die Bitkom-Steuerexpertin Anja Olsok. Böswillige Wettbewerber oder Kunden könnten mit wenigen Mausklicks völlig überhöhte Umsatzsteuern oder Lohnsteuern melden. Da die Finanzämter meist Einzugsermächtigungen für die Steuervorauszahlungen besitzen, droht Unternehmen dann der vorübergehende Verlust von Liquidität. "Bis der Fehler festgestellt und der Betrag rücküberwiesen ist, kann es gerade für mittelständische Firmen eng werden", warnt Olsok. Umgekehrt sei es möglich, besonders niedrige Umsätze zu melden und damit eine Umsatzsteuer-Nachschau zu provozieren.

Kontrolle kostet Zeit

Um die Annahme von Massendaten zu gewährleisten, läuft die verschlüsselte Elster-Kommunikation über den Port 8000.
Um die Annahme von Massendaten zu gewährleisten, läuft die verschlüsselte Elster-Kommunikation über den Port 8000.

Selbst wenn es in allen Fällen auf Anhieb funktionieren sollte, unberechtigte Abbuchungen durch eine einfache Erklärung an das Finanzamt zurückzuholen und Nachprüfungen abzuwenden, bleibt den Firmen ein beträchtlicher Mehraufwand für die ständige Nachprüfung der verwendeten Angaben in Steuerbescheiden. Abhilfe schafft in Zukunft ein behördliches Elster-Web-Portal, das authentisierte Steuerdaten nur von registrierten Absendern entgegennimmt. Spätestens am 1. Januar 2006 soll es einsatzbereit sein, verspricht Elster-Projektleiter Roland Krebs Bis dahin reist die Unsicherheit immer mit, wenn Daten via Elster übertragen werden. Bei Saarpor in Neunkirchen weiß man immer noch nicht, ob alle elektronischen Angaben richtig ankommen oder nicht doch jemand über Elster die Saarpor-Steuerdaten manipuliert. "Wir sagen inzwischen: Augen zu und durch", erklärt Czech. Damit aber nicht plötzlich Geld vom Konto verschwindet, wurde der automatische Bankeinzug für die Steuer erst einmal gestoppt.