Gerhard Czech, kaufmännischer Leiter des Kunststoffteile-Herstellers Saarpor aus dem saarländischen Neunkirchen, hat gelernt, mit der Ungewissheit zu leben. Seit 1. Januar 2005 sind Unternehmen verpflichtet, ihre Umsatzsteuerschuld und die einbehaltene Lohnsteuer elektronisch an die Finanzverwaltung zu melden. Doch ob die Daten wirklich ihren Empfänger erreichen, wenn Czech sie mit Hilfe der von den Finanzämtern angebotenen Elster-Software auf die Reise geschickt hat, ist ihm völlig unklar. Immer wieder erscheinen Fehlermeldungen auf seinem Bildschirm, wenn er die Steuerdaten als verschlüsselte XML-Datei versendet hat: "Was letztendlich beim Finanzamt ankommt, wissen wir nicht."
Ständige Nachbesserungen
Doch das ist nur ein Elster-Problem unter vielen. Die Steuersoftware, die Beamte der Oberfinanzdirektion München entwickelt haben, kostet Bund und Länder jedes Jahr zehn Millionen Euro - unter anderem, weil sie ständig nachgebessert werden muss. Schon der Start des Projekts im Februar dieses Jahres verlief nicht optimal: 70 Prozent der Unternehmen in Deutschland meldeten ihre Zahlen via Elster. Die eingesetzte IT-Infrastruktur war dem Ansturm nicht gewachsen. Die Münchner hatten die Zahl der Server-Adressen viel zu knapp kalkuliert. Nur sechs Empfangszugänge standen mehreren hunderttausend zur Abgabe verpflichteten Unternehmen gegenüber. Statt einer Bestätigung, dass die eingereichten Daten angekommen waren, gab es für Elster-Nutzer den Hinweis zu lesen, dass die Server überlastet seien. "Bitte senden Sie Ihre Umsatzsteuer-Voranmeldung oder Lohnsteuer-Anmeldung erst am 11. oder 12.02.2005. Ein Verspätungszuschlag für die verspätete Übermittlung wird nicht festgesetzt werden", hieß es weiter.