Trends 2013

(Fast) Alles wird anders

02.01.2013
Von Tobias Wendehost

Die allgegenwärtige Cloud

In den letzten eineinhalb Jahren haben Unternehmen wie Oracle, SAP und IBM Anbieter von Software-as-a-Service-(SaaS-)Lösungen zugekauft. Allein in den letzten Monaten gaben diese und andere IT-Konzerne rund 17 Milliarden Dollar dafür aus. Die Konsolidierung im SaaS-Markt wird sich noch einmal beschleunigen. Die Analysten erwarten in den nächsten 20 Monaten Akquisitionen im Wert von über 25 Milliarden Dollar. "Cloud-Services sind ins Zentrum der IT gerutscht. Für Technologie-Unternehmen ist es überlebenswichtig, Cloud-DNA in ihre Organisationen zu bekommen", glaubt Gens.

Im Visier der großen Softwarekonzerne stehen Private- und Public-Cloud-Anbieter im Bereich SaaS, welche 2012 einen Umsatz von mindestens 25 Millionen Dollar hatten. Zur Zielscheibe könnten Firmen wie Cegedim, Intralinks oder Servicenow werden. Gleichzeitig werde der SaaS-Markt weiter kräftig wachsen. IDC erwartet einen Wettkampf um Marktanteile in allen SaaS-Bereichen, wozu unter anderem CRM-, Collaboration- und HR-Applikationen gehören. Das Thema Cloud Computing betrifft aber nicht nur das Business. "Der Trend läutet das Ende der PC-Ära und den Beginn des Personal-Cloud-Zeitalters ein", so Gartner-Analyst Cearley. Immer mehr Internet-Nutzer werden persönliche Daten in einer virtuellen Umgebung speichern.

Ein Trend, der Sicherheitsprobleme zunehmen lassen dürfte. "Die Kosten durch Angriffe auf die Cloud werden 2013 steigen", warnt das Information Security Forum (ISF) in seinen Prognosen zu den fünf größten Sicherheitsrisiken.

Der "digitale Lebensstil" beinhaltet laut Gartner eine Kombination aus Services und der virtuellen Verbindung zwischen Anwendern. Diese erwarten eine benutzerfreundliche Oberfläche, die sich auf jedem Endgerät nutzen lässt. "In der Cloud-Ära nutzen Anwender verschiedene Mobilgeräte und Plattformen, wobei die IT nicht immer Standards einhalten kann", erläutert Cearley.

Dass sich das Wachstum bei den Programmen für Mobilgeräte verlangsamt, ist unwahrscheinlich. Forrester erwartet ein Anschwellen der Menge verfügbarer Apps um bis zu 85 Prozent. Die Marktforscher gehen davon aus, dass 2014 die Download-Schwelle von 80 Milliarden Apps per annum überschritten werden wird. Auch auf den Enterprise-Markt rollt eine riesige Welle von Applikationen zu. Viele Unternehmen sind dabei, App Stores für ihre Mitarbeiter einzurichten. Die meisten großen IT-Konzerne betreiben bereits eigene App Stores oder werden in Kürze an den Start gehen. "Unternehmen sind einer komplexen App-Zukunft ausgesetzt, wobei einige Anbieter ihre Marktplätze auf bestimmte Endgeräte beschränken", prognostiziert Gartner.

Horizontale Plattformen

Neben dem Anstieg von SaaS-Angeboten erwartet IDC auch regen Betrieb am Markt für Platform as a Service (PaaS). Der Bereich werde sich 2013 stärker branchenspezifisch ausprägen und in den kommenden drei Jahren auf das Zehnfache wachsen. So werde es eigene Plattformen für die Finanzwirtschaft, das Gesundheitswesen oder die Energiewirtschaft geben. "Wir sehen 2013 eine strategische Verlagerung bei den PaaS-Angeboten", meint Gens. Am Ende werde sich herauskristallisieren, welche Plattformen einen echten Mehrwert böten und welche Anbieter eine Schlüsselrolle übernehmen könnten.

Ein Ergebnis dieser Entwicklung ist die zunehmende Standardisierung horizontaler PaaS-Angebote. Anbieter wie Salesforce (Force.com), Microsoft (Azure), Amazon (AWS) und IBM (SmartCloud Application) werden einheitliche Standards entwickeln, um eine möglichst große Bandbreite an Entwicklungen abzudecken.

Grundsätzlich werden Unternehmen dieses Jahr auf eine gemischte Infrastruktur vertrauen. "Organisationen mit einem hohen Reifegrad setzen auf externe und interne Cloud- und Server-basierende Komponenten", sagt Wolfgang Schwab, Manager Advisor & Program Manager Efficient Infrastructure bei Experton. Großunternehmen nutzten 2013 zu 90 Prozent eine virtualisierte Infrastruktur. Allerdings bleibt nach Angaben des Analysten die Private Cloud erste Wahl. Der Durchbruch für hybride Clouds lässt aufgrund technischer Einschränkungen sowie Sicherheitsbedenken noch auf sich warten.

Data Center im Wandel

Die beschriebenen Veränderungen lassen die Datenbestände anschwellen. Mobile- und Cloud Computing sowie das Social Enterprise verändern auch die Orte, an denen Informationen abgelegt werden. Konvergierende Systeme, die Server, Speicher und Netz mit einem Management-Tool kombinieren, werden 2013 bedeutender werden. IDC erwartet einen Anstieg von 54 Prozent für das Geschäft mit solchen Komplettangeboten. Bis 2016 sollen sie rund ein Drittel aller Neuinstallationen ausmachen.

Daneben soll Software Defined Networking (SDN) 2013 den Durchbruch schaffen. "Es wird das erste Jahr, in dem virtualisierte Netzwerke und SDN-Applikationen voll zum Tragen kommen", prophezeit Gens. IDC erwartet ein exponentielles Wachstum bis zum Jahr 2016 auf 3,7 Milliarden Dollar, was einem Anteil von 35 Prozent am Ethernet-Markt entspricht. Anbieter wie Cisco, HP, Dell und IBM müssten ihre Einkaufstour in diesem Marktsegment über 2013 hinaus fortsetzen.

In Bezug auf SDN warnt Andre Kindness, Principal Analyst bei Forrester, allerdings vor Schnellschüssen: "Eine SDN-Investition ist kostspielig. Die Standardisierung von Prozessen und Infrastruktur sowie die Anpassung der Organisationsstruktur erfordert Zeit und Geld." Firmen sollten SDN erst einmal auf Sparflamme halten und die IT-Abteilung mit der Nutzung der softwarebasierenden Netzwerke vertraut machen.