Der ERP-Mittelstand sucht seine Nische

27.11.2003
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Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Durch die Initiativen von Microsoft und SAP wird die Luft im mittelständischen ERP-Markt dünner. Noch könne aber keine Rede davon sein, dass die beiden Großanbieter den mittelständischen ERP-Markt erdrücken, wie oft befürchtet wurde, meint Meta-Group-Analyst Spies. So habe SAP den Mittelstand längst nicht so gut im Griff wie das obere Marktsegment. "Sie bemühen sich, aber es dauert eben." Außerdem fehle es an der letzten Konsequenz, Produkte wie das "Business-One"-Paket in den Markt zu drücken. Das Thema scheine in Walldorf nicht die höchste Priorität zu besitzen, so das Fazit des Analysten.

Bei Microsoft sei bislang der Schub ausgeblieben, den sich der Softwarekonzern mit der Übernahme von Navision erhofft hat. Auch in Sachen Zusammenführung der Produkte von Great Plains und Navision passiere derzeit wenig. Das könnte sich jedoch ändern, wenn Microsoft mit seiner Mittelstandsinitiative Fahrt aufnimmt, glaubt Spies. Die Redmonder entwickelten derzeit ein neues Produkt auf .NET-Basis, das in zwei oder drei Jahren auf den Markt kommen könnte.

"Die kleinen Anbieter haben keinen sicheren Markt", resümiert Spies. Von den rund 180 Anbietern von Produktionsplanungs- und Steuerungssystemen (PPS), die es zu Beginn der 90er Jahre in Deutschland gab, seien heute noch etwa 60 bis 70 übrig. Die Marktkonzentration werde sich auch die nächsten Jahre fortsetzen. Die Opfer müssen, wie zum Teil schon jetzt, der Häme ihrer Wettbewerber aushalten. Nach dem Übernahmeangebot von Agilisys an Infor tönte etwa Harald Witte, Vorstandsvorsitzender des Konkurrenten AP AG: "Als unmittelbarer Wettbewerber wissen wir schon lange um die notorische Ertragsschwäche von Infor. Doch ohne Einschnitte in die Unternehmensstruktur wird sich die Profitabilität auch in der neuen Konstellation nicht herstellen lassen."